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null IKEA: „Generationenmanagement gehört zum Basiswissen“

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IKEA: „Generationenmanagement ist Basiswissen“

Sybille Räther ist Personalleiterin bei IKEA in Walldorf. Anfang des Jahres absolvierte sie eine Schulung zur Generationenmanagerin beim pme Familienservice. Im Interview erzählt die Personalexpertin, wie sie von der Weiterbildung profitiert hat und warum Generationenmanagement für sie zum HR-Basiswissen gehört.

Frau Räther, Sie haben die Weiterbildung zur Generationenmanagerin mit dem pme Familienservice gemacht. Was war der Anstoß dafür?

Sybille Räther: Ich habe mich mit den KPI‘s unseres Hauses befasst und eruiert, wie viele Menschen in welchen Alterssegmenten wir bei uns beschäftigen. Wir bilden tatsächlich komplett alles ab - natürlich in einer unterschiedlichen Gewichtung. Und dann bin ich immer wieder auf die gleichen Fragestellungen gestoßen: Warum gibt es manchmal Konflikte zwischen Menschen, die hier arbeiten? Warum sind die Erwartungshaltungen unterschiedlich?

Da habe ich hinterfragt, ob das etwas mit kulturellen oder sozialen Hintergründen zu tun hat – vielleicht aber auch mit den Werten, mit denen Menschen in ihrer Generation aufgewachsen sind. Viele Babyboomer, die jetzt in Rente gehen, haben beispielsweise mit ganz anderen Werten in der Arbeitswelt gearbeitet und erwarten dies teilweise von sehr viel jüngeren Menschen. Im Extremfall ergibt sich schon mal viel Reibungspotenzial.

Wir reden aber nicht nur von Babyboomern und Gen Z, sondern von den vielen Menschen dazwischen. Als der pme Familienservice neben Vorträgen zum Thema im vergangenen Jahr die Generationenmanager:innen-Ausbildung anbot, fand ich das deshalb sehr interessant.

Was hat Ihnen an der Generationenmanager-Weiterbildung am meisten zugesagt?

An diesem Format finde ich spannend, dass man über seinen Tellerrand blicken kann, da man in einer kleinen Gruppe mit anderen Menschen aus anderen Unternehmen arbeitet und unterschiedliche Sichtweisen und Ideen kennenlernt. Toll ist auch die Mischung der verschiedenen Unternehmen. Es sind nicht nur Menschen aus Großunternehmen dabei, sondern auch aus Kleinbetrieben. Somit spielen auf Seiten der Arbeitgeber ganz unterschiedliche Perspektiven im Hintergrund mit.

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Gibt es bei Ihnen im Unternehmen problematische Situationen zwischen jüngeren und älteren Kolleg:innen oder interessieren Sie sich eher persönlich für das Thema Generationen?

Es ist beides – wobei das Generationenmanagement mittlerweile auch ein Interessengebiet von mir geworden ist. Mich interessieren folgende Fragen: Wie führt man Menschen? Welches Hintergrundwissen brauchen unsere Führungskräfte? Welche Erwartungshaltung hat jemand, der 50 Jahre alt ist, an seine Führungskraft? Und welche jemand, der 18 ist und vielleicht eine Ausbildung bei uns beginnt? Und letztendlich: Wie schaffen wir es, uns als Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren? IKEA ist ein sehr modernes, offenes Unternehmen. Aber auch wir müssen immer wieder neu schauen, wie wir attraktiv bleiben.

Von der Stellenausschreibung und dem Rekrutierungsprozess über den Onboarding-Prozess – bei all dem helfen uns auch die Erkenntnisse aus dem Generationenmanagement.

Was hat die Schulung für Sie persönlich gebracht?

Ich habe die Erkenntnis mitgenommen, dass jede Generation einerseits etwas Positives mit sich bringt, andererseits aber auch Ansprüche und Erwartungshaltungen. Und natürlich Antworten auf die Frage, wie wir trotz dieser verschiedenen Ansprüche in einem großen Unternehmen allen gerecht werden können.

Vor allem aber hat es mir auch Erkenntnisse gebracht, wie man unterschiedliche Qualitäten, die jedes Generationensegment mit sich bringt, so nutzen kann, dass der Alltag für alle ein Stück weit besser wird.
Die Babyboomer bringen viel Arbeitseifer mit. Sie sind sehr leistungsorientiert und arbeiten lieber mehr Stunden, wissen dann aber auch: Die Arbeit ist geschafft!

Das andere Extrem ist die Gen Z, die eher nicht dazu bereit ist, 70 Stunden in der Woche zu arbeiten, weil Freizeit einen hohen Stellenwert für sie hat. Sie arbeitet trotzdem gerne und gut, bringt sich aber auf eine andere Art und Weise ein. Sie hat dann vielleicht beim Thema Digitalisierung die Nase vorn und kann da einen wichtigen Beitrag leisten, in dem sie Ältere oder weniger digital affine Menschen so begleitet, dass diese die Digitalisierung an ihrem Arbeitsplatz für sich besser nutzen können.

Hat das Thema Generationenmanagement bei IKEA bereits Fuß gefasst?

Wir haben in diesem Jahr bewusst in den Fokus genommen, wie wir auf dem Arbeitsmarkt attraktiver für junge Menschen, u. a. Auszubildende, sein können. Neben einer Azubi-Employer-Branding-Kampagne von IKEA National haben wir in unserem Haus geschaut, wie eine Bewerberin oder ein Bewerber die Personen bei IKEA erlebt, mit denen er oder sie Kontakt hat.

Wir haben unsere beiden jüngsten Führungskräfte, die eher der Altersgruppe der Nachwuchskräfte entsprechen, mit den Azubis ins Gespräch gebracht – sozusagen als reelle Erfolgsmodelle. Die jüngeren Führungskräfte haben ein anderes Auftreten und manchmal eine andere Sprache. Mit ihrer Hilfe können wir authentisch zeigen, dass es auch für andere möglich ist, kurze Zeit nach ihrer Ausbildung solch eine Rolle einzunehmen.

Haben Sie auch Programme für ältere Kolleg:innen?

Wir haben in diesem Geschäftsjahr auch das Thema Digitalisierung im Fokus – und zwar für alle. Das ist nicht nur ein Babyboomer-Thema, Digitalisierung ist ein wichtiger Kundenanspruch. Die Kunden möchten ihren Einkaufsprozess heute viel digitaler gestalten. Das fängt zu Hause mit der IKEA-App an. Da wird vielleicht schon mal eine Wunschliste ausgefüllt, dann kommen Sie zu uns ins Haus und möchten diese Wunschliste während des Einkaufsprozesses weiter digital bearbeiten und am Ende per App bezahlen.

Dafür müssen wir die Digitalkompetenz unserer Mitarbeiter:innen dahingehend schulen, dass sie einerseits unsere digitalen Tools im Haus selbst nutzen, andererseits aber auch die Kunden beim Einkaufsprozess unterstützen können.


Wenn verschiedene Generationen aufeinandertreffen, bringt das für die HR einige Herausforderungen mit sich

Gibt es auch Mitarbeitende, die sich der Digitalisierung verwehren?

Es gibt Menschen, die von vornherein einen großen Respekt vor den digitalen Tools und Hemmungen haben, weil sie denken, dass sie zu langsam sind. Deshalb gibt es bei uns in jedem Bereich Buddys: Die digital affineren Teammitglieder zeigen ihren weniger geübten Kolleg:innen die kleinen Tricks und Kniffe und vermitteln ihnen gleichzeitig das Gefühl, dass sie das zusammen schaffen.

Die Buddys sind aber nicht grundsätzlich altersgemischt?

Ja, genau, im Generationenmanagement spricht man in der Regel von statistischen Typen. Es gibt aber auch mit Sicherheit 65-Jährige, die digital affin sind, und 30-jährige, denen die Technik nicht so liegt. Daher schauen wir einfach, wer Lust hat, einen Buddy beim Thema Digitalisierung zu unterstützen.

Gibt es etwas, das die Generationen im Unternehmen verbindet?

Eines der größten Learnings aus der Generationenmanagement-Weiterbildung ist der Anspruch, den Mitarbeitende an das Thema Führung haben. Das zieht sich durch alle Generationen. Jeder ist individuell und hat unterschiedliche Erfahrungen.

Aber im Prinzip sind Kommunikation und Wertschätzung über alle Generationen hinweg wichtig. Jeder Beschäftigte möchte von seiner Führungskraft Anerkennung für gute Leistungen bekommen.

Bieten Sie die Möglichkeit, auch über den Renteneintritt hinaus zu arbeiten?

Ja, die gibt es. Wenn jemand den Wunsch hat, es bei uns Bedarf gibt und der Beschäftigte körperlich und psychisch in der Lage ist, die Tätigkeit auszuführen, warum nicht? Wir haben beispielsweise gerade eine Rentnerin für die Kundenberatung eingestellt, und das läuft ganz toll.

Je nachdem, welche Aufgabe oder Tätigkeit die Menschen vor ihrer Rente gemacht haben, ist es nicht für jeden denkbar, während der Rente noch weiterzuarbeiten. Manche sind sehr froh, dass es dann zu Ende ist. Im Einzelhandel sprechen wir immerhin zu 90 Prozent von körperlicher Arbeit. Da ist oft mit dem Rentenalter oder auch davor schon das Limit erreicht, wo die Beschäftigten körperlich nicht mehr können. Wer schon einmal an einem Samstag bei IKEA einkaufen war, kann sich vielleicht vorstellen, dass das für einige Mitarbeitenden auch eine mentale Belastung sein kann.

Würden Sie sagen, es lohnt sich in der Personalarbeit, sich mit dem Thema Generationen zu beschäftigen?

Zu 100 Prozent. Für mich gehört Generationenmanagement mittlerweile zum Basiswissen. Das war mir vor der Ausbildung nicht so bewusst. Es gab viele Aha-Momente in meiner Weiterbildung. Da steckt viel Kompetenz dahinter, und ich fand es auch sehr gut, wie die Weiterbildung seitens pme aufbereitet wurde. Es sind z. B. viele wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse mit eingeflossen, und wir haben erfahren, dass sich u. a. viele Arbeitspsychologen und Mediziner mit dem Thema befassen. Das fand ich sehr interessant.