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Vater nimmt trauriges Kind in den Arm
Eltern & Kind

Trauer bei Kindern: Wie Eltern unterstützen können

Kinder erleben Trauer anders als Erwachsene. Durch welche Trauerphasen gehen Kinder, und wie können Erwachsene ihnen in diesen schweren Momenten liebevoll beistehen? Offenheit und Ehrlichkeit sind von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, mit Kindern über den Tod zu sprechen. 

Von: Laura Rohsius, Fachberaterin Elternberatung & Anna-Mareike Graf, Homecare-Eldercare-Beraterin

Wie Kinder Tod und Trauer erleben 

Kinder erleben den Tod – sei es eines Familienmitglieds oder eines Haustiers – auf unterschiedliche, sehr individuelle Weise, je nach ihrem Entwicklungsstand, ihrer Erfahrung und ihrem kulturellen Hintergrund. In jungen Jahren haben sie oft Schwierigkeiten, den Tod als endgültige Trennung mit einem „Für immer Abschied“ zu begreifen. Sie nehmen ihn eher als vorübergehend oder umkehrbar wahr. Zudem verstehen sie oft nicht die biologischen Aspekte des Todes, sondern interpretieren ihn möglicherweise als eine Art von Abwesenheit auf Zeit. 

Kinder können Trauer auf vielfältige Weise ausdrücken, von Traurigkeit und Wut bis zu Rückzug und verstärktem Bedürfnis nach Nähe. Ihr Verständnis von Tod und Trauer entwickelt sich im Laufe der Zeit und wird durch Erfahrungen, Gespräche und das Begleiten ihrer Bezugspersonen geprägt. 

Todesverständnis von Kindern nach Altersgruppen 

Kinder erfassen den Tod und seine Folgen erst mit zunehmendem Alter. Daher ist es wichtig, im Gespräch auf das einzugehen, was sie verstehen können. Das Verständnis variiert stark, weshalb Experten bewusst auf konkrete Altersangaben verzichten. 

Bei Kleinkindern können Verluste bereits Gefühle auslösen, aber sie können den Tod noch nicht richtig begreifen. Es ist wichtig, sie bei geäußerten Verlustgefühlen zu unterstützen und ihnen Zuwendung zu zeigen. 

Im Kindergartenalter beginnen Kinder, den Tod und die Trauer zunehmend zu verstehen. Ihre direkten Fragen können Erwachsene herausfordern. Später setzen sie sich mit der Frage auseinander, was nach dem Tod geschieht. 

Grundschulkinder haben oft klare Vorstellungen von Tod und Trauer. Sie erkennen, dass der Tod auch sie treffen kann und dass er endgültig ist. Fragen zum Sterben und Tod sind typisch. 

Mit dem Teenageralter gewinnen religiöse, spirituelle und philosophische Gedanken an Bedeutung. Jugendliche können den Gedanken an den Tod verdrängen, und es fällt ihnen mitunter schwer, ihre Gefühle zu zeigen. Oft suchen sie Normalität bei Gleichaltrigen, anstatt sich mit häuslicher Trauer auseinanderzusetzen 

Die Bedeutung von Offenheit und Ehrlichkeit im Umgang mit Kindern 

Offenheit und Ehrlichkeit sind von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, mit Kindern über den Tod zu sprechen. Auch wenn es verlockend sein mag, sie vor der Realität des Todes zu schützen, ist es wichtig, ihnen die Wahrheit altersgerecht und einfühlsam zu vermitteln.  

Den Grundstein für ein offenes und vertrauensvolles Gespräch legen Sie, indem Sie Kindern den Raum geben, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken. Eigene Unsicherheiten und Ängste können jedoch offene Gespräche mit den Kindern erschweren. Es kann sich daher als hilfreich erweisen, seine Gefühle vor Kindern nicht zu verbergen, sondern in Worte zu fassen und zu erklären. Kinder sollten immer einbezogen werden, nicht ausgeschlossen. 

Kinder können oft mehr verstehen, als wir ihnen zutrauen, und sie haben das Recht, die Wahrheit über den Tod zu erfahren, auch wenn es für uns Erwachsene vielleicht schwierig ist. Durch ehrliche Gespräche können Eltern eine unterstützende Umgebung schaffen, in der Kinder lernen können, mit ihren Gefühlen umzugehen und Trauer zu verarbeiten. 

Buch-Tipps: Tod und Trauer bei Kindern begleiten

Altersabhängig gibt es wertvolle (Bilder-)Bücher, die es Ihnen als Erwachsene erleichtern sollen, mit Ihren Kindern ins Gespräch zu kommen. Hier sind einige Empfehlungen: 

Patricia Mennen: Wieso? Weshalb? Warum? Band 42: Abschied, Tod und Trauer. 

Susanne Bohne: Opa wohnt jetzt woanders: Eine Geschichte für Kinder über den Tod und die Trauer. 

Fabian Jeremies, Christian Jeremies: Wie mag's denn wohl im Himmel sein?  

Katie Daynes: Erstes Aufklappen und Verstehen: Warum muss man sterben?  

Unterschiede in der Trauerbewältigung bei Kindern und Erwachsenen 

Die Art und Weise, wie Kinder und Erwachsene trauern, unterscheidet sich oft deutlich. Kinder haben häufig kürzere Aufmerksamkeitsspannen und wechseln zwischen Trauer und normalen Aktivitäten. Sie können auch ihre Trauer in Form von Spiel ausdrücken und nutzen oft Fantasie oder bildliche Sprache, um mit ihren Gefühlen umzugehen. 

Erwachsene hingegen können sich intensiver mit ihrer Trauer beschäftigen und erleben möglicherweise längere Phasen der Niedergeschlagenheit oder des Rückzugs. Sie neigen dazu, ihre Trauer auf rationalere Weise zu verarbeiten. Grund hierfür ist unter anderem, dass  Erwachsene Strategien erprobt haben, um mit herausfordernden Gefühlen und Emotionen umzugehen. Kinder hingegen erlernen  diese Strategien erst noch und werden dabei durch Erwachsenebegleitet.  

Wie Sie Kindern helfen können, mit Verlusten umzugehen 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Eltern und Betreuer:innen Kindern helfen können, mit Verlusten umzugehen: 

Offene Kommunikation: Sprechen Sie offen und ehrlich über den Tod und beantworten Sie Fragen auf eine altersgerechte Weise. Hilfreich ist es, wenn Sie euphemistische Ausdrücke wie „eingeschlafen“ oder „weggegangen“ vermeiden, wenn Sie über den Tod sprechen. Insbesondere jüngere Kinder können diese metaphorischen Begriffe nicht verstehen und möglicherweise Ängste entwickeln. Erklären Sie den Kindern die Endgültigkeit des Todes und dass der Verstorbene nicht zurückkehren wird. Dies hilft, den Trauerprozess von Kindern zu unterstützen – auch wenn klare Worte wehtun können. Lassen Sie sich von den Fragen der Kinder leiten und beantworten Sie alle Fragen offen und ehrlich. Geben Sie auch zu, wenn Sie etwas nicht wissen. 

Emotionale Unterstützung: Oft fällt es Kindern schwer, ihre Gefühle zu benennen. Versuchen Sie gemeinsam Worte dafür zu finden oder nutzen Sie unterstützende Hilfsmittel, wie zum Beispiel die Gefühlekarten. Zeigen Sie Verständnis für die Gefühle der Kinder und erklären Sie, dass sie normal sind. Erzählen Sie eventuell auch, wie es Ihnen geht. 

Normalität bewahren: Ermutigen Sie Kinder, weiterhin ihren normalen Aktivitäten nachzugehen und Spaß zu haben, auch wenn sie trauern. 

Gemeinsame Rituale: Etablieren Sie Rituale oder Aktivitäten, um gemeinsam mit den Kindern den Verlust zu verarbeiten, z. B.  

  • Erinnerungsalben und Erinnerungskisten erstellen,  
  • Luftballons mit Karte steigen lassen,  
  • Blumen, Bilder, Kerzen oder bemalte Steine am Grab ablegen, 
  • eine Gedenkkerze gestalten oder  
  • einen Baum zur Erinnerung an den Verstorbenen pflanzen. 

Wann kann ich mein Kind zu einer Beerdigung mitnehmen? 

Die Entscheidung, ob ein Kind an einer Beerdigung teilnehmen soll, hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich des Alters des Kindes, seiner Beziehung zum Verstorbenen und seiner Fähigkeit, mit der emotionalen Belastung umzugehen.  

Im Allgemeinen ist es wichtig, das Kind in die Entscheidung altersgemäß einzubeziehen und seine Wünsche und Bedenken zu berücksichtigen. Wenn das Kind entscheidet, an der Beerdigung teilnehmen zu wollen, ist es wichtig, es auf das Ereignis vorzubereiten und ihm währenddessen emotionalen Beistand zu leisten. 

Wie kann die Vorbereitung auf so ein Ereignis konkret aussehen?

Der Ablauf einer Beerdigung sollte im Vorfeld detailliert mit dem Kind besprochen werden, damit das Kind weiß, wie es sich verhalten soll. Erklären Sie genau, warum beispielsweise schwarze Kleidung getragen wird und dass die Atmosphäre sehr ruhig und traurig ist. Es kann auch besprochen werden, dass es rausgehen oder sich entfernen kann, wenn es zu viel ist. 

Handelt es sich um einen besonders nahestehenden und geliebten Menschen, kann das Kind aktiv in die Zeremonie eingebunden werden. Es könnte zum Beispiel den Blumenkorb halten, die Urne dekorieren oder ein gemaltes Bild auf den Sarg legen, wenn dies möglich ist.  

Tipps für Eltern und Betreuungspersonen im Umgang mit trauernden Kindern 

Geduld: Geben Sie Kindern Zeit zu trauern und drängen Sie sie nicht, schnell 'darüber hinwegzukommen'. Zeigen Sie Verständnis für die Trauer und die Zeit, die das Kind braucht. 

Trost und Sicherheit: Geben Sie dem Kind das Gefühl, dass es sicher und geliebt ist, und bieten Sie ihm Trost und Unterstützung, wenn es traurig ist. 

Hilfe, wenn nötig: Wenn das Kind Schwierigkeiten hat, mit seiner Trauer umzugehen, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wie z. B. einen Therapeuten oder Berater, der auf die Bedürfnisse von Kindern spezialisiert ist. 

Indem Eltern offen und einfühlsam mit ihren Kindern kommunizieren und ihnen die Möglichkeit geben, ihre Trauer auf ihre eigene Weise zu erleben, können sie ihnen helfen, diese Herausforderung zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen. 

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