Mit Beikost anfangen: Wann und wie?
Die Einführung von Beikost ist ein bedeutender Meilenstein in der Entwicklung eines Babys. Ob traditionelle Methoden oder Baby Led Weaning, das Ziel bleibt dasselbe: eine gesunde, ausgewogene Ernährung und ein respektvoller Umgang auf dem Weg dorthin. Mit Geduld und Flexibilität legen Eltern den Grundstein für ein gesundes Essverhalten ihres Kindes.
Pädagogin und Fachkraft für babyfreundliche Beikost, Bianca Kaya, gibt Tipps und beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die Beikosteinführung.
Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Was ist Beikost?
- Warum ist Beikost wichtig?
- Wann mit Beikost anfangen?
- Woran erkenne ich, ob mein Baby für Beikost bereit ist? (Reifezeichen)
- Wie Beikost am besten einführen?
- Wann kann ich was geben? (Beikost Plan)
- Wie kann ich Brei selbst zubereiten?
- Was ist Baby Led Weaning?
- 5 Tipps, wie die Beikosteinführung gelingen kann
- Absolute No Go´s in der Beikosteinführung
- Was tun, wenn mein Baby die Beikost ablehnt?
- Worauf muss ich beim Stuhlgang meines Babys achten?
- Was tun, wenn mein Baby von Beikost Verstopfung bekommt?
Was ist Beikost?
Beikost bezieht sich auf die Einführung von festen Nahrungsmitteln in die Ernährung eines Babys, das heißt zusätzlich zur Muttermilch oder Säuglingsnahrung (vor und nach jeder Beikost Mahlzeit stillen oder Flasche geben). Diese Phase markiert einen wichtigen Schritt im Wachstum und in der Entwicklung eines Kindes, da es neue Geschmacksrichtungen, Texturen und Nährstoffe kennenlernt, die zur Deckung seines wachsenden Bedarfs beitragen.
Warum ist Beikost wichtig?
Beikost ist essenziell, um die Ernährungsbedürfnisse eines Babys zu decken, die allein durch Muttermilch oder Säuglingsnahrung nicht mehr vollständig erfüllt werden können.
Beikost hilft dabei:
- Nährstoffdefizite zu vermeiden, insbesondere von Eisen und Zink.
- Das Baby an verschiedene Geschmacksrichtungen und Texturen zu gewöhnen.
- Die Entwicklung der Kau- und Schluckfähigkeiten zu fördern.
- Allergien vorzubeugen, indem potenzielle Allergene frühzeitig und kontrolliert eingeführt werden.
Wann mit Beikost anfangen?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, etwa ab dem 6. Lebensmonat mit der Beikost anzufangen. Einige Babys zeigen bereits nach dem 4. Monat Anzeichen dafür, dass sie bereit sind. Während andere vielleicht etwas mehr Zeit brauchen. Das ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Daher ist es wichtig sein Kind zu beobachten und auf die individuellen Reifezeichen des Babys zu achten.
Woran erkenne ich, ob mein Baby für Beikost bereit ist?
Beobachten Sie ihr Kind und achten Sie auf die Reifezeichen. Ob ihr Baby für Beikost bereit ist, erkennen sie daran, dass ihr Baby...
- ... den Kopf selbstständig halten kann.
- ... mit leichter Unterstützung auf dem Schoß aufrecht sitzen kann.
- ... die Augen-Hand-Mund Koordination ausgereift ist.
- ... der Zungenstoßreflex verschwunden ist, also dein Baby die Zunge nicht mehr automatisch herausschiebt, wenn es feste Nahrung in den Mund bekommt.
Sind alle Reifezeichen erfüllt, können Sie langsam mit Beikost beginnen.
Babys werden niemals halbliegend mit fester Nahrung gefüttert. Wenn sich ihr Baby mit leichter Unterstützung nicht aufrecht auf Ihrem Schoß halten kann, verschieben Sie bitte die Beikosteinführung. Denn im Falle von Verschlucken müssen sämtliche Muskelgruppen ausgereift und in der Lage sein, beim Abhusten zu unterstützen. Das gilt auch für die Muskelgruppen, die den Säugling in aufrechter Position auf Ihrem Schoß halten.
Sobald sich Ihr Kind selbstständig in eine aufrechte Sitzposition begeben kann und Sie auf einen Hochstuhl umswitchen, braucht es unbedingt eine Fußablage. Diese sollte mit der Größe des Kindes „mitwachsen“ und sich entsprechend verstellen lassen, sodass die Füße des Kindes immer den „Bodenkontakt“ haben. Dies ist vor allem beim Abhusten besonders wichtig.
Wie Beikost am besten einführen?
Es gibt sehr viele große Hersteller von Babynahrung und auch Kinderärzt:innen die Wochenpläne zur Einführung von Beikost anbieten. Daran muss sich nicht akribisch gehalten werden, aber gerade zu Beginn können diese eine sinnvolle Orientierung geben. Wichtig ist, das eigene Kind genau beobachten, viel Geduld mitbringen und gemeinsam ausprobieren. Es braucht Zeit sich ranzutasten, bei den einen geht es dann schneller, bei anderen kann es mehrere Monate dauern. Jedes Kind ist anders.
Die Beikost dient erstmal nicht zur Sättigung. Es ist vielmehr eine Experimentierungs- und Erkundungszeit, getreu dem Motto “Food under one is for fun”. Der Säugling prüft in dieser Zeit die Konsistenz und Beschaffenheit der Lebensmittel, baut Unsicherheiten ab, in dem er das Essen geschmacklich „prüft“ und im Mundraum mit der Zunge verarbeitet – und vielleicht, vielleicht auch nicht, am Ende herunterschluckt.
Eine gute Beikosteinführung ist dreckig, matschig, chaotisch. Das sei dem Kind vollumfänglich gegönnt. Es erschließt sich seine Welt mit all seinen Sinnen: Es muss das neue Lebensmittel auf seinem Teller sehen, daran riechen, es fühlen und schmecken. Es handelt instinktiv.
Stellen Sie sich vor man hätte uns das Probieren mit allen Sinnen und Instinkten in der Steinzeit verwehrt, wir wären ziemlich sicher sehr oft an einer Vergiftung verstorben. Obwohl Sie wissen, dass das Lebensmittel nicht giftig ist, ihr Säugling weiß es “noch” nicht. Darum halten Sie ihn nicht davon ab, seinem Instinkt zu folgen.
Vergleichen wir es mit einer Reise auf einen uns unbekannten Flecken dieser Erde: wir kennen die Esskultur nicht, diese ist uns gänzlich unbekannt. Wir kennen weder Geschmack noch Aussehen oder Konsistenz dieser Lebensmittel. Wie würden wir uns an das Essen herantasten?
Wann kann ich was geben?
Auch wenn Wochenpläne zur Einführung von Beikost nicht mehr zeitgemäß sind, so gibt es dennoch eine grobe Unterteilung, die aufzeigt, ab welchem Monat welche Lebensmittel eingeführt werden können. Ziel ist es, nach und nach die flüssigen Mahlzeiten durch feste Nahrung zu ersetzen. Beikostplan ab sechs Monaten:
1. Beikosteinführung 6 bis 8 Monate
Es kann mit leicht verdaulichen Lebensmitteln wie pürierten Karotten, Kürbis, Kartoffeln oder Reisbrei begonnen werden. Auch die Einführung von Obstpürees wie Apfel, Birne oder Banane geht los.
2. Beikosteinführung 8 bis 10 Monate
Allmählich können stückigere Konsistenzen angeboten werden, z.B. zerdrückte Gemüse und Früchte. Es folgt die Einführung von proteinreichen Lebensmitteln wie püriertem Fleisch, Fisch, Ei und Hülsenfrüchten.
3. Beikosteinführung 10 bis 12 Monate
Jetzt kann auch Fingerfood in mundgerechten Stücken angeboten werden wie weiche Gemüsesticks, kleine Obststücke, weiches Brot und Käse. Ebenso Vollkornprodukte und klein geschnittene Familienmahlzeiten können jetzt mit auf den Kinderteller.
Wie kann ich Brei selbst zubereiten?
Eines vorab: Brei aus Gläschen sind praktisch, es ist allerdings ein Fertiggericht. Damit der Brei aus dem Glässchen zu einer vollwertigen Mahlzeit wird, sollten diese zwei Komponenten immer mit unter den Brei gemischt werden:
- Ein hochwertiges Öl, das Omega-3-Fettsäuren enthält. Leinöl, Olivenöl und Hanföl eignen sich dafür besonders gut. Zum Erhitzen ist Rapsöl ideal
- Vitamin C z.B. durch gedünsteten Apfel, Birne, Beeren oder einen Schuss Fruchtsaft ohne Zuckerzusatz.
Das Zugeben von Öl und Vitamin C zum Brei helfen die Nährstoffaufnahme zu verbessern.
Bereiten Sie den Brei selbst zu, denken Sie daran, am Anfang nur kleine Mengen zu machen. Da Ihr Kind anfangs nur wenige Löffel probieren wird. Als Portionsgröße kann sich anfangs an der kleinsten Gläschengröße von 120 ml orientieret werden. Praktische Behälter, die sich ideal zum Vorportionieren und Einfrieren eignen, sind beispielsweise Eiswürfelbehälter. Diese können hervorragend für kleine Portionen selbst pürierten Breis verwendet werden. So lässt sich die Breimenge einfach erhöhen und die Art der Zusammensetzung variieren.
Starten Sie mit Brei aus Monogemüse. Geben Sie nur eine Gemüsesorte auf einmal und beobachten Sie ihr Baby: Was schmeckt? Was schmeckt nicht? Gibt es körperliche Reaktionen? Wenn Ihr Baby beispielsweise Pastinake nicht mag, können Sie auch mit Karotten, Kürbis oder Süßkartoffeln beginnen und sich so Schritt für Schritt durchprobieren.
Was ist Baby Led Weaning?
Baby Led Weaning (BLW) ist eine Methode, bei der Babys selbst entscheiden, was und wie viel sie essen, indem sie von Anfang an feste Nahrung in Form von Fingerfood angeboten bekommen, statt pürierter Kost. Dafür eignen sich alle Lebensmittel, die sich mit der Zunge am Gaumen zerdrücken lassen.
Vorteile von Baby Led Weaning
- Baby Led Weaning fördert die Selbstständigkeit und Feinmotorik.
- Es ermöglicht dem Baby verschiedene Texturen und Geschmacksrichtungen zu erkunden.
- Mahlzeiten können gemeinsam eingenommen werden, da das Baby direkt vom Familientisch isst. Das heißt aber auch, dass auf dem Familientisch authentisch und wirklich gesund aufgetischt werden sollte – für alle Familienmitglieder!
Nachteil von Baby Led Weaning
Nachteil von Baby Led Weaning ist, dass das Baby aufhört zu essen, bevor es satt ist.
Denn selbständig essen ist für Babys noch unheimlich anstrengend. Während sich im Brei alle wichtigen Nährstoffe ganz einfach vermischen lassen, muss bei BLW sichergestellt werden, dass das Kind von allem gegessen hat – und die Ernährung nicht einseitig wird. Helfen Sie daher unbedingt mit, es wird so oder so den Mund nicht mehr öffnen, wenn es satt ist.
Wichtig bei BLW ist, dass die angebotenen Lebensmittel sicher und leicht zu handhaben sind, um Erstickungsgefahr zu vermeiden.
5 Tipps, wie die Beikosteinführung gelingen kann
- Geduld haben und dem Baby Zeit geben, sich an neue Geschmäcker und Texturen zu gewöhnen.
- Eine ruhige und entspannte Essensumgebung schaffen.
- Das Baby zum Mitessen an den Familientisch setzen, um Neugier und Interesse zu wecken.
- Variation aus Brei und Halbzerdrücktem anbieten, um zu sehen, wo die Tendenzen hingehen. Es gibt Babys, die den Brei komplett ablehnen. Probieren Sie es mit Baby Led Weaning.
- Verschiedene Lebensmittel immer wieder anbieten, auch wenn sie beim ersten Mal abgelehnt werden.
Absolute No Go´s in der Beikosteinführung
Die Beikosteinführung sollte nicht eher beginnen, bevor dein Baby nicht die oben genannten Reifezeichen erfüllt und damit wirklich bereit ist feste Nahrung eigenständig zu sich zu nehmen.
Denn die absoluten No go’s in der Beikosteinführung sind:
- Zwang
- Stopfen
- Zeitfruck
Ein Beispiel: Die Hände des Kindes festhalten, um den Löffel in den Mund zu stecken.
Die wohl gravierendste Herangehensweise bei der Beiskosteinführung ist, wenn Eltern ihrem Kind das Essen – ohne dessen Zustimmung und ohne die Möglichkeit es vorher selbst „prüfen“ zu können – einfach direkt in den Mund schieben. Auf diese Weise kann das Kind weder Spaß noch Freude am Essen entwickeln. Ganz im Gegenteil, es wird Essen mit Zwang verbinden, so reift ein “schlechter” Esser heran.
Wenn das Kind fuchtelt oder abwehrt, ist das ein klares Signal, das nicht ignoriert werden sollte. Dahinter steckt entweder ein Erkundungswunsch oder Ablehnung. Wichtig ist: die Einführung muss mit Respekt und Achtung erfolgen, das Kind ist der Entscheider.
Auch im späteren Alter sind Kinder aufgrund der Hirnreife noch weit davon entfernt die Portionen richtig einzuschätzen, wenn sie sich selbst schöpfen dürfen. Oft sind die Augen größer als der tatsächliche Hunger.
Die Beikosteinführung ist der Moment, in dem Eltern ihre eigenen negativen Kindheitserfahrungen bei Seite legen und es jetzt besser machen können. Niemand muss den Teller leer essen, wenn der Bauch voll ist und nein es wird am nächsten Tag deswegen nicht regnen.
Was tun, wenn mein Baby die Beikost ablehnt?
Wenn ihr Baby die Beikost ablehnt, ist noch nichts verloren. Ganz wichtig ist, dass sie ihr Baby nicht drängen oder zwingen. Dies kann später zu negativen Assoziationen führen. Stattdessen heißt es geduldig dranbleiben und ausprobieren:
- Bieten Sie weiterhin regelmäßig Beikost an.
- Versuchen sie ihr Baby spielerisch an das Essen heranzuführen.
- Probieren Sie verschiedene Konsistenzen und Geschmacksrichtungen aus.
- Haben Sie Geduld, es kann einige Zeit dauern, bis das Baby bereit ist.
Worauf muss ich beim Stuhlgang meines Babys achten?
Der Stuhlgang kann sich mit der Einführung von Beikost in Farbe, Konsistenz und Häufigkeit verändern. Regelmäßige, weiche Stühle sind ein gutes Zeichen für eine gesunde Verdauung. Anhaltender harter oder sehr seltener Stuhlgang kann auf Verstopfung hinweisen und sollte beobachtet werden.
Was tun, wenn mein Baby von Beikost Verstopfung bekommt?
Bekommt ihr Baby von Beikost Verstopfung bieten Sie ihm ausreichend Flüssigkeit an, besonders Wasser. Geben Sie Ballaststoffreiche Lebensmittel zu Essen, wie Obst (z.B. Birne, Pflaume) und Gemüse. Bei anhaltenden Problemen konsultieren Sie Ihre Kinderärt:innen.