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Kommunikation mit Kindern
Eltern & Kind

Gute Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen

Wie kann ein verständnisvoller Umgang miteinander aussehen, um die Beziehung zwischen Kindern und Erwachsenen ausgeglichen zu gestalten? Ein Interview mit dem Erziehungsexperten Jan-Uwe Rogge.

Herr Rogge, was läuft in der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern häufig schief? Gibt es da einen „Klassiker“?

Jan-Uwe Rogge: Ein Problem ist, dass Eltern nicht eindeutig kommunizieren. So sagen sie beispielsweise „wir“, wenn sie eigentlich „ich“ meinen. Außerdem sagen Eltern vieles, womit Kinder nichts anfangen können – sie „labern herum“, und die Kinder wissen nicht, woran sie sind. 

Es gibt da eine Faustregel: 66 Prozent der Kommunikation laufen über Mimik und Gestik, 33 Prozent über den Klang der Stimme – der Rest ist der Inhalt. Und das ist der Grund, warum ein lächelnd gesagtes „Nein“ bei Kindern nicht als solches ankommt.

Wie hört man Kindern richtig zu?

Genau diese Frage höre ich oft. Aber beim Thema Zuhören gibt es kein „richtig“ oder „gut“. Es gibt nur aktives Zuhören, das dem Gegenüber zeigt: „Ich bin bei dir, ich lasse mich auf dich ein, bin für dich und deine Argumente da“. Das bedeutet auch, dass ich einem Kind nicht gleich Antworten an den Kopf werfe, wenn es etwas erzählt. Ein Beispiel: Wenn Kinder nach der Schule von Auseinandersetzungen mit Mitschülern erzählen, fragen Eltern oft sofort: „Und, hast du dich gewehrt?“. Oder sie geben Ratschläge – aber Ratschläge sind auch Schläge.

Was tun, wenn eine Auseinandersetzung zu eskalieren droht? Haben Sie eine schnelle Exit-Strategie für Eltern? 

Ja, das ist die Strategie der Auszeit. Dazu vereinbaren Kinder und Eltern ein Codewort wie etwa „Stopp“. Sobald dieses Wort fällt, gehen sie für eine gewisse Zeit auseinander. Wichtig ist, dass alle Beteiligten das Codewort sagen können, wenn sie das Gefühl haben: „Gleich gibt es Stress“. Später kommen alle wieder zusammen, um gemeinsam eine Lösung zu finden. 

Wie bleiben Eltern mit Kindern im Gespräch, die sich am liebsten in ihrem Zimmer verschanzen? 

Hier hilft es, wenn man von Anfang an Kommunikationsrituale etabliert hat, die an bestimmte Situationen gebunden sind. Zum Beispiel gemeinsam zu essen und sich dabei zu unterhalten. Ich kann Eltern nur empfehlen, diese Rituale auch dann beizubehalten, wenn die größeren Kinder keine Lust mehr darauf haben. Und den Kindern zu vermitteln, dass ihnen das wirklich am Herzen liegt. Rituale sind im Alltag wichtig, egal ob sie täglich stattfinden, alle zwei Tage oder einmal in der Woche.

Was meinen Sie: Ist es in Ordnung, auch mal laut zu werden? Zum Beispiel, wenn ich etwas zum hundertsten Mal sagen muss?

Laut zu werden ist ein Zeichen, dass man den richtigen Zeitpunkt verpasst hat. Das passiert im Alltag nun einmal. Aber wenn es passiert ist, muss ich die Größe haben, mich dafür zu entschuldigen.

Gibt es den einen Tipp, der allen Eltern hilft – und zwar immer?

Nehmen Sie sich so an, wie Sie sind. Dann können Sie Ihr Kind annehmen, wie es ist.

​​"Oft sagen Eltern „wir“, wenn sie eigentlich „ich“ meinen"

Dr. Jan-Uwe Rogge, Erziehungsberater

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