Diana Doko: „Über Depression sprechen, rettet Leben“
Diana Doko hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit ihrem Verein „Freunde fürs Leben“ über Depression und Suizid in der Öffentlichkeit aufzuklären. Im Interview spricht sie über gewaltfreie Kommunikation im Team und woran wir erkennen können, dass ein Arbeitskollege in eine Depression verfällt.
Ihr Verein “Freunde fürs Leben e.V.” informiert über Suizid und Depressionen.
Ihr Motto lautet: Rede darüber! Warum nehmen Sie sich des Themas an?
Diana Doko: Als wir – Diana Doko und Gerald Schömbs – den Verein im Jahr 2001 gegründet haben, waren die Suizidzahlen noch deutlich höher als heute. Inzwischen stagnieren sie auf einem relativ konstanten Niveau.
Jedes Jahr nehmen sich in Deutschland immer noch mehr als 9.000 Menschen das Leben – darunter sind rund 500 Jugendliche und junge Erwachsene. Wir fordern daher, psychische Erkrankungen auf die gesundheitspolitische Agenda zu bringen und zu vermitteln, dass wir als Gesellschaft endlich offener über Depressionen und Suizid sprechen müssen – das kann Leben retten.
Bei Depressionen denkt man nicht unbedingt an Jugendliche. Was sind die Ursachen für Depressionen bei jungen Menschen?
Diana Doko: Depressionen bei jungen Menschen können sehr viele verschiedene Ursachen haben, die zusammenwirkend die Krankheit auslösen können. Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit, fehlende soziale Unterstützung und fehlende Konfliktlösungsstrategien können die Entstehung von Depressionen begünstigen.
Risikofaktoren, die im Speziellen bei Jugendlichen zur Entstehung einer Depression beitragen können, sind negative und instabile Familienbeziehungen, die oft auch von traumatischen Ereignissen begleitet sein können – beispielsweise körperlicher oder seelischer Missbrauch oder der Verlust einer Bezugsperson.
Mobbing in der Schule oder im Freundeskreis kann ebenfalls eine Rolle spielen. Auch ein geringes Selbstwertgefühl oder genetische Vorbelastung, wenn also auch schon die Eltern von psychischen Krankheiten betroffen sind, können das Risiko für Jugendliche erhöhen, an einer Depression zu erkranken. Außerdem gefährdet sind Jugendliche, die von einer schweren, chronischen körperlichen Krankheit oder einer psychischen Erkrankung wie z. B. einer Essstörung, einer Borderline-Störung oder einer Suchterkrankung betroffen sind.
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Zu den Datenschutzeinstellungen »Die meiste Zeit verbringen wir bei der Arbeit. Welche Verantwortung tragen Arbeitgeber:innen aus Ihrer Sicht, wenn es um die mentale Gesundheit ihrer Beschäftigten geht?
Diana Doko: Arbeitgeber:innen tragen vor allem die Verantwortung, für faire Arbeitsbedingungen zu sorgen: angemessene Bezahlung und faire Arbeitszeiten zum Beispiel. Berufliche Faktoren wie ein hohes Arbeitspensum sowie Zeit- und Termindruck tragen zu psychischer Belastung bei.
Darüber hinaus sollten Arbeitgeber:innen ein Arbeitsumfeld schaffen, indem gewaltfreie, wertschätzende Kommunikation vorherrscht und Arbeitnehmer:innen ermutigt werden, ihre Bedürfnisse mitzuteilen.
Woran erkenne ich, dass ein Arbeitskollege in eine Depression verfällt?
Diana Doko: Depressionen können sich bei Menschen auf unterschiedliche Weise bemerkbar machen. Häufige Anzeichen für eine Depression sind zum Beispiel Konzentrations- und Entscheidungsschwierigkeiten sowie mangelndes Selbstwertgefühl – Symptome, die sich im Arbeitskontext auswirken und dazu führen können, dass die betroffene Person weniger effizient arbeitet als gewohnt. Auch wenn Kolleg:innen sich häufig krankmelden oder über körperliche Symptome wie Erschöpfung, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen klagen, können dies Hinweise auf eine Depression sein.
Wie spreche ich die betroffene Person an, von der ich glaube, dass sie depressiv ist?
Diana Doko: Bei Signalen einer depressiven Episode ist es wichtig, zuzuhören und verständnisvoll auf die betroffene Person zuzugehen. Gerade im Arbeitskontext kann es schwierig sein, das Thema anzusprechen, da sich die betroffene Person vielleicht schnell angegriffen und in ihrer Arbeitsweise kritisiert fühlt. Indem man Interesse an den Sorgen und Belastungen der Person zeigt und signalisiert, dass man sie nicht verurteilt, kann man eine Grundlage für ein vertrauensvolles Gespräch schaffen. Vielleicht möchte die betroffene Person persönliche Probleme aber auch einfach nicht mit Kolleg:innen besprechen – dies sollte man dann ebenso respektieren und sie nicht dazu drängen, sich zu öffnen.
Als Kolleg:in oder Arbeitgeber:in ist es deshalb vor allem wichtig, die Person dazu zu ermutigen, ihre Bedürfnisse zu kommunizieren und gegebenenfalls Unterstützung und Entlastung anzubieten, ohne ihr das Gefühl zu geben, dass sie weniger wertgeschätzt wird.
Wer sich für das Thema interessiert, kann auch mal in die „Work Edition“-Folgen unseres Podcasts Kopfsalat reinhören: Im Rahmen der Work Edition haben wir mit verschiedenen Expertinnen zum Thema “Mentale Belastung am Arbeitsplatz” gesprochen.
Zuhören, ermutigen, Verständnis zeigen: Was kann ich selbst tun, um eine wertschätzende Kommunikation in meinem Team zu schaffen?
Diana Doko: Generell sollte man im Team versuchen, gewaltfrei zu kommunizieren.: Dabei handelt es sich um eine wirkungsvolle Methodik, schwierige Themen anzusprechen. Die Grundregel für gewaltfreie Kommunikation lautet: Teammitglieder sollten stets versuchen, ihren Standpunkt wertfrei zu vermitteln und ihre Bedürfnisse in Ich-Botschaften zu formulieren, anstatt mit Vorwürfen auf ihr Gegenüber einzugehen. Also eher: „Es wäre mir wichtig, dass wir mit dem Meeting pünktlich beginnen, weil das sonst für Stress sorgt“, statt: „Du kommst immer zu spät!“.
Sich an solchen Methoden zu orientieren, kann helfen, die Kommunikation im Team zu verbessern. Viele Unternehmen nehmen mittlerweile Angebote wie Team-Workshops zur Weiterbildung in gewaltfreier Kommunikation in Anspruch – das kann sehr sinnvoll sein, um sich als Team näher aufeinander zuzubewegen.
Woran erkenne ich eine Depressionen?
Die Hauptsymptome einer Depression sind:
- gedrückte Stimmung, tiefe Traurigkeit und Niedergeschlagenheit
- Interessenverlust und Freudlosigkeit
- Antriebslosigkeit und Freudlosigkeit
- Energielosigkeit, oft schon nach kleinen Anstrengungen
Treten mindestens zwei Hauptsymptome gleichzeitig und durchgehend länger als zwei Wochen auf, solltet ihr euch Hilfe suchen.
Wie kann ich mich vor Depressionen schützen?
- Halte eine gesunde Routine ein: Iss gut, schlafe ausreichend und bewege dich regelmäßig.
- Beteilige dich an Aktivitäten und Hobbys, die dich interessieren – auch wenn es an manchen Tagen schwerfällt.
- Hol dir Hilfe, wenn du den Verdacht hast, depressiv zu sein.
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