Ich empfehle immer eine Probestunde zu machen und der Lehrerin oder dem Lehrer gleich vor der ersten Stunde alle Einschränkungen mitzuteilen. So können diese passende Übungen zusammenstellen. Außerdem wichtig: auf sich hören, statt dem Gruppenzwang zu erliegen und unbedingt mitmachen zu wollen. Sollten Sie einen Kurs besuchen, der nicht speziell auf Übergewichtige ausgelegt ist, ist es wichtig, ganz bei sich zu bleiben. Ein Fehler ist zum Beispiel, Haltungen einzunehmen, die sich nicht gut anfühlen, nur um nicht aufzufallen. Fragen sie die Lehrerin oder den Lehrer nach Varianten oder Alternativhaltungen. Ein guter Lehrer kann flexibel reagieren und spontan auf die Kursteilnehmer eingehen.
Anfängern empfehle ich ruhige Yogastile wie Hatha Yoga und Yin Yoga. Von dynamischen und sehr kraftvollen Stilen wie Ashtanga Yoga oder Power-Yoga rate ich ab. Im Yoga kommt es nicht auf verrückte Verrenkungen an, sondern auf eine sanfte Einkehr und Bewegung. Beginnen Sie mit sanfter Bewegung und steigern Sie sich langsam, ohne Leistungsdruck.
Tipps für Übergewichtige, die Yoga ausprobieren wollen
1. Besuchen Sie einen Kurs
Ideal ist es, wenn die Lehrerin oder der Lehrer ebenfalls übergewichtig ist.
2. Beginnen Sie sanft und ruhig
Sanfte Dehnungen, leichte Kraftübungen und meditative Atemübungen sind am besten geeignet. Das „Atemsegel“ zum Beispiel ist eine wunderbare Übung, um Raum im Brustkorb zu schaffen und eine tiefe Atmung zu unterstützen.
3. Seien Sie vorsichtig
Bitte machen Sie keine YouTube-Videos auf eigene Faust nach. Zu viel Gewicht auf den Gelenken kann zu Verletzungen führen – ganz besonders, wenn diese nicht in einer optimalen Position ausgerichtet sind. Auf jeden Fall rate ich vom Kopfstand ab.
In erster Linie sollte jede und jeder auf das Bauchgefühl hören und sich in einer guten Verbindung zu seinem Körper befinden. Der Körper sagt einem ganz genau, welche Übungen gut für ihn sind. Doch wir haben verlernt, auf unseren Körper zu hören. Oder wir haben es abtrainiert bekommen. Wenn wir wieder in Kontakt mit unserem Körpergefühl kommen, werden wir ganz automatisch nichts tun, was uns schadet.
Bewegung, Körpergefühl, Ernährung und Psyche wirken zusammen
Die große Überschrift ist für mich Selbstliebe. Wenn das Bewusstsein wächst: „Ich kann etwas machen“ und „Ich bin nicht die Zahl auf meiner Waage“, dann entsteht ein Wohlfühl-ICH. Ich fühle mich wohl in meinem Körper. Bewegung, Körpergefühl, Ernährung und Psyche wirken zusammen.
Es ist ein dauerhafter Prozess, der sich automatisch einstellt, wenn man in die Selbstliebe kommt. Dabei geht es nicht um die oft gepriesene „Ernährungsumstellung“. Diese bewirkt nämlich meist nur eine Veränderung in der vorgenommenen Zeit. Danach sind die alten Muster wieder stärker und der Jojo-Effekt setzt ein.
Wichtig ist die Erkenntnis, das Bewusstsein: „Wie funktioniere ich? Was nährt mich“. Und da sind wir beim Thema „emotionaler Hunger“ und bei der Frage „Warum esse ich was?“. Oft ist auch Bodyshaming verantwortlich für ein ungesundes Essverhalten. Wir essen aus Frust und Traurigkeit, weil wir die gemeinen Worte des Gegenübers nicht aushalten oder weil sowieso schon alles egal ist. Der Teufelskreis beginnt. Aus dieser Falle entkommen wir erst, wenn wir die Mechanismen dahinter erkennen. Und dabei können Yoga, Achtsamkeit und Selbstliebe der Schlüssel sein.
„Ich bin groß, dick und Yogalehrerin“. So beschreibt sich Anja Liedkte selbst. Unter Big Balance bietet sie unter anderem Yogakurse speziell für Menschen mit Übergewicht an.
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