Heute ist der Internationale Frauentag. Sicher werden Sie – genau wie ich – bereits den ein oder anderen Glückwunsch erhalten haben. Aber was macht diesen Tag so besonders für uns Frauen? Auch wenn ich weiß, dass ich es eigentlich häufiger tun sollte, rufe ich mir an diesem Tag stärker ins Bewusstsein, was es heißt, eine Frau zu sein. Und ich stelle mir die Frage: Haben wir denn so viel Tolles geschaffen, das es wert wäre, dafür Gratulationen entgegen zu nehmen? Ich finde, ganz eindeutig: Ja!
Was wir geschafft haben
Der „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ setzt ein Zeichen für alle Frauen. Er verbindet all diejenigen, die in den vergangenen Jahrhunderten, Jahrzehnten und heute wichtige Meilensteine erkämpft haben: für das Frauenwahlrecht beispielsweise, das noch Anfang des 20. Jahrhunderts kein Thema war. Unsere Gesellschaft und das Frauenbild haben sich stark gewandelt. Frauen können heute fast jedem Traumberuf nachgehen, studieren oder Chefin sein, ins Weltall fliegen oder gleichzeitig Mutter und berufstätig sein – und sind unabhängig in ihren Entscheidungen.
Aber wie sieht es just in 2017 aus? Haben wir alles erreicht, von denen erste Wegbereiterinnen geträumt haben? Hier sage ich eindeutig: Nein!
Verschiedene Statistiken geben an, dass es nie so viele Frauen in Führungspositionen (rund 29 Prozent) gab wie heute, nie so viele Gründerinnen (13,9 Prozent) oder Frauen in akademischen Berufen. Dennoch sind die Unterschiede zwischen Frau und Mann in den beruflichen Sphären immer noch gravierend: in den Gehältern, den Erfolgschancen bei gleicher Qualifikation, in der Vollzeitbeschäftigung und der Bedrohung in die Altersarmut zu verfallen.
Teilzeit ist immer noch Frauensache!
Laut dem Statistischen Bundesamt waren im Jahr 2015 73,1 Prozent der Frauen mit Kindern unter sechs Jahren zwischen 20 bis 49 Jahren teilerwerbstätig. Im Vergleich dazu waren es nur 6,4 Prozent der Männer! Bei den Elternteilen mit Kindern ab sechs Jahren betragen die Zahlen übrigens 65,6 Prozent bei den Frauen und 4,4 Prozent bei den Männern – die Veränderung ist gering.
Immer noch teilen wir Frauen uns häufig in vier Teile, um alle Aufgaben unter einen Hut zu bekommen: Wir wollen eine gute Mutter sein, aber auch unserem Job nachgehen. Wir wollen Zeit für unsere Beziehung, aber auch für unsere Freunde und Hobbys. Ach ja, und der Haushalt macht sich auch nicht von allein. Hinzu kommen immer häufiger Pflegeaufgaben in der Familie. Es müssen immense Kräfte mobilisiert werden, wenn Frau eine erfolgreiche Karriere und eine zufriedene Familie managen will – ganz ohne Gewissensbisse.
Meines Erachtens geht die Schere an dieser Stelle immer noch weit auf und es gibt viel Aufholbedarf. Wie wir das erreichen? Weitermachen, für Träume kämpfen und für Rechte einstehen – und nicht auf dem ausruhen, was wir bisher geschaffen haben.
Ich habe übrigens fünf tolle pme-Kolleginnen nach ihren Wünschen für alle Frauen zum Internationalen Frauentag befragt.
Was sich pme-Mitarbeiterinnen wünschen
Beatrix von Rantzau, Projektleiterin Messen und Geschäftskundenbetreuerin
"Ich wünsche mir, dass Mädchen und Frauen weltweit gleichberechtigten Zugang zu Bildung haben und damit auch Zugang zur gesellschaftlichen und politischen Machtebene. Das würde Politik besonnener und die Welt ein ganzes Stück friedlicher machen.
Für uns in Europa und speziell in Deutschland wünsche ich mir, dass wir die Gleichberechtigung, die bei uns inzwischen selbstverständlich scheint, auch in Bezug auf partnerschaftliche Vereinbarung von Familie und Karriere erreichen. Dazu sind die entsprechenden Anreize von Politik und Arbeitgebern notwendig und bei Familien der Mut, neue Modelle dann auch tatsächlich zu leben. Hier erlebe ich, dass wir von gleichberechtigten Karrieren noch weit entfernt sind und dass für Frauen die Entscheidung für Kinder immer noch sehr oft ein unverhältnismäßiges Zurückstecken in der beruflichen Entwicklung bedeutet. Wenn Frauen z.B. beim Wiedereinstieg in Führungspositionen flächendeckend flexible Modelle leben könnten, müssten wir auch weniger über Fachkräftemangel und Altersarmut diskutieren."
Christine Jordan, Fachberaterin Eldercare
"Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist auch in Deutschland immer noch tägliche schreckliche Realität, daher brauchen wir den Weltfrauentag nicht nur für "die Welt", sondern auch für unser Land. Außerdem ist der Tag gut, damit wir die Frauenrechte feiern, die wir erkämpft haben. Ein kleines Beispiel: Meine Tochter kann es heute kaum fassen, wenn ich ihr erzähle, dass meine Mutter das schriftliche Einverständnis meines Vaters vorweisen musste, als sie einen Arbeitsvertrag abschließen und den Führerschein machte wollte."
Alexandra Stieper, Projektleiterin Perspektive Wiedereinstieg
"Frauen habt mehr Mut! Ich wünsche heute allen am Wiedereinstieg interessierten Frauen viel Mut, sich zu öffnen und den Wiedereinstieg zu wagen. Dazu hilfreich kann das Netzwerken sein. Denn Netzwerken ist eine wunderbare Gelegenheit, um sich selbst (neu) kennen und seine persönlichen sowie beruflichen Bedürfnisse neu einordnen zu lernen und Inspirationen zu bekommen. Aber auch um andere zu inspirieren. Sie können nur davon profitieren. Sind Ihre beruflichen Netzwerke nach einer längeren Erwerbspause nicht mehr vorhanden und ein Neustart auf dem Arbeitsmarkt scheint unmöglich? Machen Sie sich nichts daraus. Seien Sie mutig! Vielen Frauen geht es hier ähnlich. Und wer weiß, vielleicht finden Sie neue, berufliche Herausforderungen auch über ihr Elternnetzwerk in der Kita oder Schule. Starten Sie noch heute mit ihrem nachhaltigen, mutigen Wiedereinstieg!“
Anne Seefeld, Produktverantwortliche pme Consulting
"Wenn ich die „große Brille“ aufsetze und mir die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen auf der Welt in den letzten Monaten ansehe, dann ist es in 2017 wichtiger denn je, ein klares Statement für Frauenrechte abzugeben. Wenn ich meine "Alltagsbrille“ als Coach für unser Projekt „Mit ELTERNKompetenz gewinnen“ aufsetze, dann sehe ich viele positive Entwicklungen in unserer Arbeitswelt, die es Frauen ermöglicht, ihre beruflichen wie familiären Herausforderungen besser vereinbaren zu können. Jetzt ist die Zeit für uns Frauen, hier auch viel bewegen zu können. Wir müssen dran bleiben!"
Anne Wiegand, Leiterin Back-up und Ersatzbetreuung München
"Ich wünsche mir, dass es selbstverständlich wird, dass auch Männer in Teilzeit arbeiten."
Unsere Geschäftsführerin Alexa Ahmad hat übrigens im letzten Jahr ihre Gedanken zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie niedergeschrieben. Lesen Sie den Artikel auf Tagesspiegel Causa.