Welche weiterführende Schule ist die richtige?
Eltern sollten bedachtsam an die Wahl der weiterführenden Schule herangehen. pme-Elternberaterin Marilena Buerkle hat hilfreiche Tipps, die Eltern die schwierige Entscheidung erleichtern können.
In vielen Bundesländern müssen Eltern schon nach der 4. Klasse entscheiden, auf welche weiterführende Schule ihr Kind gehen soll. Viel zu früh, finden einige Experten. Und tatsächlich ist es für Eltern oft schwierig einzuschätzen, welche Schulform für ihr Kind die richtige Wahl ist. „Mein Kind geht aufs Gymnasium!“ – das scheint zunehmend auch ein Statussymbol für Eltern zu sein. Und sie tun alles dafür, dass ihrem Kind der Weg zum Abitur und damit in eine gute Zukunft offen steht.
Viele Kinder scheitern jedoch am Gymnasium und müssen die Schulform wieder wechseln. Druck und Überforderung können schlimme Folgen haben. Ein Schulwechsel wegen schlechter Noten ist für Kinder ein schlimmes Erlebnis und kann zu langfristigen Problemen wie Schulverweigerung, Lernhemmungen und -störungen, Verhaltensauffälligkeiten und Depressionen führen.
1. Treffen Sie die Wahl der Schulform nicht alleine
Eine Entscheidung für die weitere schulische Laufbahn des eigenen Kindes zu treffen ist immer schwer. Sinnvoll ist, Lehrer:innen und Schulsozialarbeiter:innen einzubeziehen. Bedenken Sie, dass diese Ihr Kind meist recht realistisch einschätzen können, da sie es regelmäßig im Schulalltag erleben. Wichtig ist auch, den Entwicklungsstand Ihres Kindes zu berücksichtigen. Denn manchmal ist ein Kind trotz guter schulischer Leistungen dem Druck und den hohen Anforderungen auf dem Gymnasium nicht gewachsen.
Auch das Kind sollte ein Mitspracherecht bei der Schulwahl haben. In der vierten Klasse wissen Kinder oft sehr genau, was sie können und was sie sich zutrauen.
Natürlich können Sie die Entscheidung nicht dem Kind allein überlassen. Aber es ist sinnvoll, mit Ihrem Nachwuchs gemeinsam zu besprechen, wie es nach der Grundschule weitergehen soll, und die Wünsche des Kindes zu respektieren.
2. Vermeiden Sie Überforderung
Manche Kinder sind zu der Zeit, zu der die Entscheidung für eine bestimmte Schule fallen muss, noch nicht so weit. Wenn der Notendurchschnitt nur knapp reicht, wählen Sie lieber eine Alternative. Ständig am Limit zu lernen und das Klassenziel gerade so zu erreichen bringt schlussendlich nur Stress und Unruhe in das gesamte Familienleben, und das Kind selbst steht dabei permanent unter Druck.
3. Geben Sie Ihrem Kind Zeit
Manche Kinder brauchen einfach etwas länger. Geben Sie Ihnen die Zeit. Denn der eingeschlagene Weg muss keine Einbahnstraße sein. Die Schulform zu wechseln ist immer möglich, sei es nach der 5. oder 6. Klasse oder nach dem ersten Schulabschluss. So hat Ihr Kind die Möglickkeit, sich ohne Druck in seinem Tempo zu entwickeln.
4. Alternative Wege zum Abitur
Auch wenn Ihr Kind erst einmal kein Abitur in der Tasche hat, ist der Zug noch nicht abgefahren! Es gibt zahreiche Möglichkeiten, Schulabschlüsse und andere Qualifikationen auf verschiedenen Bildungswegen nachzuholen. So kann man beispielsweise mit einem mittleren Bildungsabschluss auf einem Fachgymnasium das Abitur nachholen. Es gibt kaufmänische, technische oder sprachwissenschaftliche Schulen, und auch an Fachoberschulen und Berufsoberschulen besteht die Möglichkeit, die Fachhochschulreife oder – mit bestimmten Zusatzqualifikationen – die Allgemeine Hochschulreife zu erwerben.
Darüber hinaus zeugt ein Abschluss auf dem zweiten Bildungsweg von Leistungsbereitschaft, Engagement und Lernwillen – was später bei der Bewerbung durchaus ein Vorteil sein kann.
Marilena Buerkle ist Elternberaterin beim pme Familienservice am Standort Karlsruhe.
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