Welche Schule passt zu meinem Kind?
Leistungsdruck, volle Klassen, frühe Selektion in weiterführende Schulen – viele Eltern fragen sich, ob die Regelschule ihrem Kind gerecht werden kann. Immer beliebter werden alternative Schulformen, allen voran Waldorf und Montessori. Wir geben einen Überblick zu alternativen Schulmodellen und fragen: Was ist anders?
Montessori- Schulen: Lernen im eigenen Tempo
Montessori-Schulen wurden von der italienischen Ärztin Maria Montessori (1870-1952) gegründet. Nach dem Leitsatz „Hilf es mir selbst zu tun“ entwickelte sie einen Ansatz, der vor allem die Selbstständigkeit und Individualität des Kindes in den Mittelpunkt stellt.
In den Montessori-Schulen wird ein sehr offener Unterrichtsstil in altersgemischten Klassen gepflegt. Kinder sollen auf natürliche Weise lernen, ohne durch Strafen und Belohnungen in ihrer Eigenaktivität und Lernfreude beeinflusst zu werden. Kernstück ist die Freiarbeit, bei der sich die Kinder alleine, zu zweit oder in Gruppen selbstständig in ihrem eigenen Tempo mit den Unterrichtsmaterialien ihrer Wahl beschäftigen können. Die Lehrerinnen und Lehrer verstehen sich als Lernbeobachter und Lernbegleiter, die den kindlichen Lern- und Entwicklungsprozess unterstützen.
Die meisten Montessori-Schulen in Deutschland sind Grundschulen. Daher müssen Schüler, die das Abitur anstreben, oft auf eine Regelschule wechseln. Mittlerweile gibt es in Deutschland 400 Montessori-Schulen, davon über 100 weiterführende Schulen.
Vorteile
Als Schule ohne Noten bietet die Montessori-Pädagogik ein angenehmes Lernklima und fördert das angstfreie Lernen ohne Leistungsdruck. Die Montessori-Schule ist für alle Kinder offen und eignet sich besonders für Kinder mit Förderbedarf.
Zu bedenken
Nicht jedes Kind kommt mit der selbstständigen Arbeitsweise zurecht. Manche Kinder arbeiten lieber nach klaren Regeln und Strukturen.
Waldorfschulen: Lernen durch Anfassen
Waldorfschulen basieren auf der Anthroposophie Rudolf Steiners. Im Vordergrund steht das ganzheitliche Lernen auf der kognitiven, sozialen und handlungsorientierten Ebene, charakteristisch ist ein sehr lebenspraktischer und anschaulicher Unterricht.
Dieser folgt keinem festen Lehrplan, sondern gliedert sich in den Epochen- und Fachunterricht. Im Epochenunterricht wird über eine Zeitspanne von mehreren Wochen ein Unterrichtsgegenstand intensiv mit den Schülern erarbeitet. Ein Beispiel ist die Ackerbauepoche, bei der die Kinder im Schulgarten Korn anbauen, es später ernten und damit Brot backen. Zu den Epochenfächern zählen Fächer wie Deutsch, Rechnen, Geschichte und Geometrie. Sachgebiete, die regelmäßiger Übung bedürfen, wie etwa Kunst, Fremdsprachen (ab der ersten Klasse!) oder Eurythmie, werden in Fachstunden behandelt.
Es gibt keine Zensuren, sondern individuelle Lernberichte über das Kind. Eine besondere Rolle spielt bei der Waldorfschule der Klassenlehrer, der die Schüler über weite Teile ihrer Schulzeit begleitet.
Die Regelschulzeit beträgt zwölf Jahre, immer mehr Waldorfschulen bieten jedoch ein zusätzliches 13. Schuljahr zur Vorbereitung auf das Abitur an. Daneben gibt es einen speziellen Waldorf-Abschluss.
Inzwischen gibt es in Deutschland zirka 200 Waldorfschulen. Die meisten von ihnen sind in freier Trägerschaft oder Elterninitiativen.
Vorteile
Neben der Wissensvermittlung werden auch handwerkliche, praktische sowie kreative Fähigkeiten stark gefördert. Ebenso wird viel Wert auf Kunst, Theater und Musik gelegt. Kinder erhalten eine individuelle Förderung, und kein Kind muss die Klassengemeinschaft verlassen, wenn es das Lernziel nicht erreicht.
Zu bedenken
In Waldorfschulen wird von den Eltern eine hohe Beteiligung und Identifikation mit der Weltanschauung Rudolf Steiners erwartet. Eltern sollen das pädagogische Konzept auch zu Hause umsetzen.
Öffentliche Schulen holen auf
Auch die „ganz normalen“ Stadtteilschulen (auch Sprengelschulen genannt) haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Viele haben moderne Lehrmethoden integriert und bieten tolle Projekte an. Ein großes Plus der Stadtteilschule ist die Nähe zum Wohnort: Die Kinder haben keine lange Fahrzeit zur Schule, und ihre Freunde wohnen in ihrer Nähe.
Weitere alternative Schulmodelle
Mittlerweile gibt es eine große Vielfalt an alternativen Schulen und Schulformen. Einen Überblick finden Sie hier:
www.netzwerk-innovativer-schulen.de
Ein guter Übergang und die Familie als Basislager: Was Kinder für eine positive Schulzeit brauchen
- Gestalten und begleiten Eltern den Übergang von der Kita zur Schule gut, können sie ihre Kinder maßgeblich unterstützen – und das unabhängig von der gewählten Schulart. Hier einige Tipps:
- Sprechen Sie vor dem Übergang in die Schule mit Ihrem Kind über die kommenden Veränderungen und finden Sie Abschieds- und Übergangsrituale, um die Kita-Zeit abzuschließen und Platz für Neues zu schaffen. Beispielsweise können Sie zusammen mit Ihrem Kind das Kinderzimmer von Kleinkindspielzeug befreien und es schulkindgerecht ausstatten oder eine Übernachtungsparty für die Kindergartenfreunde veranstalten.
- Zu Beginn der Schulzeit sind viele Kinder überwältigt von all dem Neuen. Planen Sie deshalb gerade in der Anfangszeit weniger Freizeitaktivitäten als sonst und drosseln Sie, wenn möglich, das Tempo im Job.
- Zeigen Sie eine positive Haltung gegenüber der Schule und den Lehrern.
- Schaffen Sie zu Hause ein gutes Basislager als Startplatz für die Schule – mit einem schönen Tagesbeginn und -ausklang, gemeinsamen Mahlzeiten, Gesprächen, viel Bewegung, Gelegenheit zum Rückzug und zur Erholung – und ausreichend Schlaf.
- Achten Sie darauf, dass das Thema Schule nicht das ganze Leben bestimmt: Die Familie ist kein zweites Klassenzimmer, Eltern sind keine Lehrer.
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