Was tun gegen Quiet Quitting?
Anders als der Begriff vermuten lässt, legt beim „Quiet Quitting“ niemand eine Kündigung auf den Tisch. Es ist eher eine stille Revolution gegen die „Hustle Culture“. Es geht darum, „Nein“ zu sagen zu Überstunden, Sonderaufgaben und Extra-Meilen. Das Problem dabei: Die Grenzen zur inneren Kündigung sind fließend – und diese ist für Beschäftigte und Arbeitgeber ein unbefriedigender Zustand.
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Was ist Quiet Quitting?
Quiet Quitting beschreibt nicht zwingend das schleichende Ausscheiden aus dem Job - wohlgemerkt ohne explizite Kündigung –, sondern eher die Tendenz, als Arbeitnehmer nicht über die vertraglich vereinbarte Leistung hinauszugehen.
Zum Trend wurde das Phänomen im Sommer 2022 mit einem millionenfach geklickten Video des jungen TikTokers Zaid Khan. Er sagt: „Arbeit ist nicht dein Leben. Dein Wert definiert sich nicht über deine Produktivität“. Quiet Quitter mögen ihren Job also durchaus. Sie sind nur nicht bereit für zusätzliches Engagement.
In einer Arbeitskultur, in der Überstunden die Regel sind, ist dieser Trend besonders bei jungen Menschen auf fruchtbaren Boden gefallen. Immer mehr Arbeitnehmer:innen stellen ihre körperliche und psychische Gesundheit in den Vordergrund und achten darauf, sich nicht zu überarbeiten. Oft geht dieses Verhalten mit einer gewissen Unzufriedenheit am Arbeitsplatz einher und dem Wunsch, konfliktfrei und ohne großes Aufsehen eine Veränderung herbeizuführen.
- Die Zahl der Beschäftigten in Deutschland ohne emotionale Bindung ist auf dem höchsten Stand seit 2012.
- 19 Prozent der deutschen Arbeitnehmenden waren im Jahr 2023 nicht emotional gebunden (5 Prozentpunkte mehr als 2021).
- Fast die Hälfte (45 Prozent) ist aktiv auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz oder offen für neue Herausforderungen.
- 7,3 Millionen Beschäftigte in Deutschland haben innerlich gekündigt.
Was bedeutet Quiet Quitting für Beschäftigte?
„Quiet Quitting“ im ursprünglichen Sinne ermöglicht durchaus motiviertes, zielgerichtetes und erfolgreiches Arbeiten. Wer sich zur Gruppe der Quiet Quitter zählt, ist punktuell bereit, Mehrarbeit zu leisten, Projekte voranzutreiben und Ziele zu erreichen.
Bei der Gruppe derjenigen, die im Stillen bereits eine „innere Kündigung“ vollzogen haben, sieht es anders aus: Sie identifizieren sich nicht mehr mit ihrer Arbeit. Das zeigt sich beispielsweise durch schwindendes Engagement, zunehmende Unzufriedenheit und den sozialen Rückzug im Arbeitsumfeld.
Quiet Quitting oder innere Kündigung?
Geht es um gesundes Ausbalancieren von Mehrarbeit? Oder verharren Sie trotz großer Unzufriedenheit in Ihrem Job? Letzteres ist auf Dauer nicht ratsam, denn passives Verharren und stiller Rückzug können langfristig zu beruflicher Stagnation führen. Achten Sie als Arbeitnehmer:in sensibel auf Ihre Symptome, um rechtzeitig gegensteuern zu können.
Tipps für Beschäftigte: aktiv die berufliche Situation verbessern
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die berufliche Situation zu verbessern, bevor Sie zu drastischen Maßnahmen wie einer Kündigung greifen. Dazu gehört auch die bewusste Entscheidung, aktiv an der Karriere zu arbeiten und sich neuen Herausforderungen zu stellen.
Die ersten Schritte dazu:
- Suchen Sie das Gespräch mit Vorgesetzten.
- Schauen Sie aktiv nach neuen Herausforderungen innerhalb der Firma.
- Erweitern Sie Ihre Kompetenzen durch berufliche Weiterbildungen.
Was bedeutet Quiet Quitting für Arbeitgeber?
Quiet Quitting kann für Unternehmen erhebliche Konsequenzen haben:
- Verlust an Fachwissen
- Sinkende Motivation in den Teams
- Verschlechterung der Arbeitsatmosphäre
Bei dem generell herrschenden Personalmangel gilt es, diesem Trend aktiv entgegenzuwirken.
Woran erkenne ich als Arbeitgeber innere Kündigung?
Alarmzeichen für eine innere Kündigung können unter anderem eine verringerte Produktivität, vermehrte Fehlzeiten und ein Rückzug aus Teamaktivitäten sein. Die gute Nachricht: „Quiet Quitting“ im Sinne der inneren Kündigung ist kein unumkehrbarer Trend, Arbeitgeber können wirkungsvoll gegensteuern.
Führungskräfte können durch regelmäßige Mitarbeitergespräche und eine offene Kommunikationskultur zeigen: „Es interessiert mich, zu deiner Arbeitszufriedenheit beizutragen“. Konstruktive Gespräche zu möglichen Veränderungen helfen, potenzielle Abwanderungstendenzen frühzeitig zu erkennen.
Risiken von Quiet Quitting
Quiet Quitting mag eine vermeintlich sanfte Alternative zum klassischen Jobwechsel sein. Doch auf Dauer ist ein solches passives Verhalten weder für Beschäftigte noch für Arbeitgeber förderlich. Vor allem Arbeitnehmer:innen kann Quiet Quitting auf Dauer unglücklich und krank machen.
Stattdessen ist es wichtig, die Ursachen und Herausforderungen von Quiet Quitting zu verstehen und effektive Lösungsstrategien zu entwickeln. Wertschätzung und Flexibilität können am besten dazu beitragen, die Mitarbeiterbindung zu stärken und die Produktivität sowie die Zufriedenheit am Arbeitsplatz nachhaltig zu verbessern.
Tipps für Arbeitgeber: Bindung an das Unternehmen stärken
Verschiedene Maßnahmen sind dazu geeignet, die Bindung an das Unternehmen zu stärken und die Fluktuation zu senken:
- Schaffen Sie eine transparente Kommunikation im Unternehmen.
- Fördern Sie das Engagement und die Entwicklung der Beschäftigten.
- Sorgen Sie für ein unterstützendes Arbeitsumfeld, indem Sie auf die Bedürfnisse der Beschäftigten und auf deren Feedback eingehen.
- Oft reicht schon eine neues Projekt oder die Aussicht auf Weiterentwicklung, damit sich Arbeitnehmer:innen wieder mehr mit den Unternehmen identifizieren.