Vereinbarkeit: Erreichbarkeit muss verhandelt werden

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"Teams brauchen sinnvolle Service-Agreements"

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Asset-Herausgeber

16.10.2018
Isabel Hempel
4586

Wie beeinflusst die Digitalisierung die Vereinbarkeit von Beruf und Privatem? pme Geschäftsführerin Alexa Ahmad im Interview.

Seit 2001 erhalten wir das Zertifikat der Servicestelle "Beruf und Familie" für eine besonders familienbewusste Personalpolitik. Am 24. Oktober ist unser Frankfurter Büro Gastgeber für ein Netzwerktreffen von auditierten Unternehmen. Im Fokus steht die Frage, wie die Digitalisierung die Vereinbarkeit beeinflusst. Unsere Geschäftsführerin Alexa Ahmad dazu im Interview. 
 

Work-Life-Blog: Im Zentrum des Netzwerktreffens steht die Frage, wie sich die Vereinbarkeit in der digitalen Arbeitswelt gut umsetzen und begleiten lässt. Was sind für dich die Schlüsselthemen?

Alexa Ahmad: Ein Schlüsselthema ist die Medienkompetenz. Wir müssen die neuen Medien beherrschen, um nicht selbst davon beherrscht zu werden.

Ein zweites großes Thema ist die permanente Erreichbarkeit. Wie schaffe ich es, Berufliches und Privates zu integrieren oder gelingend voneinander abzugrenzen? Das ist eine sehr individuelle Sache. Dafür brauchen wir alle Mut zur Lücke. Die Digitalisierung überflutet uns auf ganz vielen Kanälen – privat und dienstlich.

Das dritte Schlüsselthema ist lebenslanges Lernen. Es gibt keine Generation der Workforce mehr, die nicht darauf angewiesen ist, permanent ihr Wissen zu erweitern.

 

Das Thema Jobverlust durch die Automatisierung bewegt viele. Wie gehen wir beim pme Familienservice mit dieser Frage um?

Alexa Ahmad: Es belastet Menschen emotional sehr, wenn sie Angst vor Jobverlust haben. Wenn in Zukunft viele Jobs wegfallen, wird es aber neue, andere Jobs geben! Auf die müssen wir uns schon heute vorbereiten. Alle Arbeitgeber tragen da eine hohe soziale Verantwortung aber jeder Arbeitnehmer muss auch bereit sein sich durch Weiterbildung und Eigeninitiative für die kommenden Veränderungen zu wappnen.

Bei pme Familienservice investieren sehr viel Geld in hochwertige Fortbildungen für unsere Teammitglieder, rechnen Bildungsurlaub an und stellen frei, wenn sich jemand weiterbilden möchten. Jeder muss seine Markfähigkeit erhalten! Wir profitieren natürlich auch davon, wenn unsere Teammitglieder besser ausgebildet sind.

 

In unseren Kitas spielt das Thema Digitalisierung eine große Rolle. Welche Ansätze gibt es, die der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zuträglich sind?

Alexa Ahmad: Wir haben in diesem Jahr in allen unseren Kitas Nembørn eingeführt, ein digitales Dokumentations- und Kommunikationssystem, das den pädagogischen Fachkräften in unseren Kitas die Dokumentation des Tagesablaufs und der pädgagische Entwicklung  jedes Kinds erleichtert und gleichzeitig Eltern kontiniuierlich Infornmationen und Bilder zum Kita-Alltag zuspielt. In Kürze können Eltern am Arbeitsplatz Informationen darüber erhalten, wie es ihrem Kind geht. Hat es gut gegessen, hat es geschlafen?

Parallel arbeiten wir daran, ein digitales System zu entwickeln, das es unseren Teammitgliedern erleichtert, ihre Dienstpläne individuell zu gestalten. Wir sind sehr experimentierfreudig und offen.

 

Der pme Familienservice gehörte 2001 zu den ersten Unternehmen, die von der Servicestelle „Beruf und Familie“ auditiert wurden. Wie hat sich das Thema Vereinbarkeit in den letzten 17 Jahren gewandelt?

Alexa Ahmad: 2001 mussten unsere Teammitglieder neben Briefen und dem Telefon lernen auch ein Fax zu bedienen und E-Mails zu schreiben. Smartphones gab es noch nicht. Unsere Kinder haben uns noch keine WhatsApp-Nachrichten geschickt. Meine Mutter wollte noch keine Fotos von dem Essen haben, das ich gerade koche. Das war eine ganz andere Welt!

Wir haben einen riesigen Change durchgemacht. Heute geht es darum, immer wieder neu auszuhandeln: Wann bin ich für wen erreichbar, und wie kann ich das kommunizieren?

 

Und ganz konkret: Wie gehen wir bei pme mit der Frage der Erreichbarkeit um?

Alexa Ahmad: Bei uns handeln die Teams ihre Erreichbarkeit intern aus – sie überlegen sich sinnvolle "Service-Agreements". Wir machen dafür keine Vorgaben. Wir wollen keine Brecheisen-Situation schaffen.

Wir alle müssen ein Gefühl dafür entwickeln, mit wem was wann funktioniert. Und es gibt besondere Notlagen, in denen wir erreichbar sein müssen.

Alexa Ahmad ist Geschäftsführerin des pme Familienservice.

Digitale Arbeitswelt trifft analoge Vereinbarkeit – Lesen Sie hier den Bericht der Servicestelle Beruf und Familie zum Netzwerktreffen in Frankfurt. 

 

 

 

 

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