„Väter brauchen Vorbilder im Unternehmen“
Volker Baisch ist ein Pionier. Er ging für ein Jahr in Elternzeit, als andere Väter noch kaum daran dachten. Das liegt inzwischen über 15 Jahre zurück, das Thema Väter hat ihn aber nicht mehr losgelassen. Inzwischen ist er Geschäftsführer der Väter gGmbH, die eng mit dem pme Familienservice kooperiert.
pme: Herr Baisch, man könnte sagen, Väter sind Ihr Beruf. Wie kam es dazu?
Volker Baisch: Angefangen hat alles damit, dass ich im Jahr 2001 in Elternzeit ging und mich informieren wollte, wie ich diese Zeit gestalten kann. Gefunden habe ich nichts – außer Internetseiten zum Thema Trennung. So kam ich auf die Idee, eine Internetplattform für Väter zu gründen – www.vaeter.de. Daraus entstand später die Väter gGmbH. Wir beraten Unternehmen und machen ihnen mit dem Väternetzwerk konkrete Angebote für die Väter in ihrem Unternehmen. Im Väternetzwerk können sich Väter austauschen, beispielsweise über ihre Erfahrungen mit Elternzeit oder Sabbaticals, und Veranstaltungen nutzen – etwa Vorträge und Workshops zu Erziehungsthemen und Vater-Kind-Wochenenden.
pme: Wo stehen Väter heute?
Volker Baisch: Als ich 2001 in Elternzeit ging, war ich noch ein Exot. Das hat sich geändert. Väter wollen sich einbringen und sich die Erziehung partnerschaftlich mit den Müttern teilen. Leider nehmen die meisten Väter nach wie vor lediglich zwei Monate Elternzeit, obwohl viele gerne mehr Zeit mit ihrem Kind hätten. Oft fehlt es einfach an Mut und an Vorbildern im eigenen Unternehmen.
pme: Ist die Arbeitswelt schon auf engagierte Väter eingestellt?
Volker Baisch: Bei der Gründung der Väter gGmbH war das noch nicht der Fall. Inzwischen wollen viele Unternehmen etwas verändern, wissen aber nicht, wo sie ansetzen sollen und wie sie Väter am besten ansprechen. Es gibt aber auch Branchen, die schon weit vorne sind, beispielsweise die IT-Branche. Da kommen schon jetzt die Väter nur, wenn es auch Vereinbarkeitsangebote für sie gibt. Und das wird in Zukunft zunehmen.
pme: Was haben Arbeitgeber von einer väterfreundlichen Unternehmenskultur? Wie können sie Väter unterstützen?
Volker Baisch: Unternehmen, die Väter unterstützen, haben die loyalsten Mitarbeiter und werden auf dem Arbeitsmarkt als modern und innovativ wahrgenommen. Es ist ja bekannt, dass diejenigen Mitarbeiter am produktivsten sind, die den Kopf frei haben. Vielen Arbeitgebern ist aber nicht klar, dass das nicht nur Mütter angeht, sondern auch Väter.
Ein wichtiger Ansatz, etwas zu bewegen, ist die Kommunikation. Arbeitgeber sollten mit werdenden Vätern – ebenso wie mit Müttern – darüber sprechen, wie es für sie beruflich weitergehen kann. Stichworte Elternzeit, Arbeitszeitreduzierung, Home Office. Väter sollten sich eingeladen fühlen, diese Themen mit ihren Vorgesetzten zu besprechen. Wichtig ist auch, eine väterbewusste und familienfreundliche Personalpolitik so zu kommunizieren, dass die Väter das annehmen und ihren Nutzen erkennen können.
pme: Ihre Wünsche für die Zukunft?
Volker Baisch: Ich wünsche mir eine öffentliche Diskussion über gesellschaftliche Vorstellungen, was Männer und Frauen leisten sollen. Eine Familienarbeitszeit, wie sie von der Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig gefordert wird, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Solange aber Väter in ihren Normen und Unternehmenskulturen gefangen sind und Frauen durch das Ehegattensplitting ausgebremst werden, ist es schwierig, die Elternzeit gleichberechtigt zu verteilen. Innerhalb der Unternehmen wünsche ich mir, dass das Thema Väter ganzheitlich betrachtet und selbstverständlicher diskutiert wird.
Volker Baisch ist Gründer und Geschäftsführer der Väter gGmbH in Hamburg. Mit seinem Team begleitet er Unternehmen, Organisationen und Väter bei Lösungen zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Um Männern den Zugang zu ihren Kindern zu erleichtern, bringt er die männlichen Mitarbeiter in den Unternehmen zusammen, unterstützt sie in ihrer Vaterrolle, vernetzt sie zusätzlich in internen Unternehmensnetzwerken und berät die Personalentwicklung. Er wurde mehrfach für seinen innovativen Zugang ausgezeichnet, berät gleichermaßen Politik und Thinktanks und ist seit 2007 Ashoka Fellow. Er ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt mit seiner Familie in Hamburg. Mehr Informationen unter: www.vaeter-ggmbh.de oder www.vaeternetzwerk.info
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