pme spendet: Der Straßenchor e.V. Berlin
2009 gegründet ist der Straßenchor Berlin in den fast 15 Jahren seines Bestehens zu einer festen Institution für Obdachlose, Drogensüchtige und Unterstützer:innen in der Hauptstadt geworden. Der pme Familienservice hat dem Verein mit einer Spende von 20.000 Euro ermöglicht, u.a. sein großes Jahresabschlusskonzert „La Vida Loca“ am 30.12.2022 zu realisieren. Chorsprecherin Gundula Schikora gibt uns einen Einblick in die wichtige Arbeit des Vereins.
Was genau ist der Straßenchor? Welche Köpfe stecken dahinter?
Chorleiter Stefan Schmidt begab sich im Sommer 2009 auf eine ungewöhnliche Mission: Aus Obdachlosen, Drogensüchtigen und Unterstützer:innen stellte er einen Chor zusammen, der in wenigen Wochen den Sprung von der Straße auf die Bühne schaffte. Das Unvorstellbare funktionierte: Im Herbst 2009 erschien eine CD.
13 Jahre später besteht der Chor noch immer und hat seine Türen für alle geöffnet, die Lust haben, mit uns zu singen. Geleitet wird der Chor von Stefan Schmidt, einem professionellen Konzertpianisten. Zur Finanzierung und Organisation der Projekte wurde ein Verein gegründet. Die Leitung des e.V. setzt sich zusammen aus Daniela Lorenz (Leiterin), Harald Wittstock (stellv. Leiter & Vereinsrecht), Rosita Mergen (Finanzen), Gundula Schikora (Öffentlichkeitsarbeit) und Christian Müller (Vermittler).
Vor welchem Hintergrund ist der Straßenchor ins Leben gerufen worden?
Im Grunde wollte Chorleiter Stefan Menschen eine Chance geben, die sie anderswo vermutlich nie bekommen hätten. Jene, denen oft die Sprache fehlt, können durch das Singen lernen, dass noch lange nichts verloren ist, egal wie schlimm sich ihr Leben gestaltet. Wir geben ihnen durch dieses Projekt eine Stimme. Menschen vom Rande der Gesellschaft lernen bei uns Hilfe durch Selbsthilfe.
Die Herausforderung, große Projekte anzugehen und durchzuziehen, soll helfen, dieses Durchhaltevermögen auch in den Alltag einzubinden und selbstständig Dinge anzugehen, die sie sich sonst nie getraut hätten. Es gibt so viele verborgene Talente, die durch die Aktivität im Chor zum Vorschein kommen.
Der Chor zeigt den Menschen, dass sie willkommen sind und gibt ihnen den Mut, ihrem Leben wieder einen Sinn zu geben. Wir schaffen Herausforderungen, die sie in der Gemeinschaft bewältigen und mit denen sie auch den Weg zurück in die Gesellschaft finden. Wir haben auf diesem Weg schon vielen zurück ins Leben geholfen.
Mit viel Engagement bereiteten sich die Sänger:innen des Straßenchor Berlin auf das Abschlusskonzert 2022 vor.
Wieviele Sänger:innen umfasst das Ensemble und wie oft proben Sie?
Durch Corona hat sich unser Ensemble ziemlich reduziert, aktuell sind wir rund 20 aktive Sänger:innen. Wir proben einmal die Woche, bei größeren Projekten kann es auch Einzelproben und zusätzliche Stimmproben geben. Regulär wird jeden Donnerstagabend geprobt.
Gibt es Ensemblemitglieder, die von Anfang dabei sind oder wechselt das regelmäßig?
Wir haben noch Mitglieder die seit Anfang an dabei sind, auch wenn die meisten bereits neu in Arbeit sind oder eine Wohnung bezogen haben und jetzt ein reguläres Leben haben, welches ihnen nicht mehr ermöglicht, regelmäßig dabei zu sein. Doch von Zeit zu Zeit finden sie den Weg zu uns zurück und schauen, wie sich das Projekt weiterentwickelt hat. Inzwischen haben wir viele neue Mitglieder, die das Projekt mit Herz und Seele unterstützen und sich auf jede Herausforderung freuen.
Darf jeder mitmachen oder müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein?
Es darf jeder mitmachen, der mag. Die einzige Voraussetzung ist, dass klar ist, dass wir KEIN konventioneller Chor sind und bei uns weder normale Regeln noch die übliche Disziplin herrschen. Der manchmal raue Umgangston ist für viele gewöhnungsbedürftig. Doch wie heißt es so schön: Raue Schale, weicher Kern. Wichtig ist: Spaß am Singen und der Wille, uns auch bei Auftritten zu unterstützen.
Mit ihrem Projekt engagieren Sie sich gegen Einsamkeit bei obdachlosen und drogenabhängigen Menschen. In welcher konkreten Funktion sieht sich dabei der Chor?
Der Chor ist ein Wegbereiter. Wenn die Chormitglieder es schaffen, große klassische Stücke zu singen, finden sie auch die Kraft, Dinge in ihrem Leben anzugehen. Der Weg ist das Ziel!
Welchen Herausforderungen müssen Sie sich im Alltag (vor allem jetzt im Winter) stellen?
Zunächst einmal sind wir immer noch auf der Suche nach einem festen Probenraum, in dem wir für die Chormitglieder kochen können, und der zentral liegt. Wir brauchen einen warmen Ort. Denn es ist Erkältungszeit und schnell wird mal jemand krank aufgrund von unzureichend warmer Kleidung oder fehlendem Wohnraum.
Und wenn jemand fehlt, entstehen Unsicherheiten, denen wir mit Musik und Singen entgegenwirken. Depressionen, Süchte, Abhängigkeiten, Ängste, die durch Corona viele wieder massiv runtergerissen haben: Herausforderungen gibt es immer und wir versuchen den Chormitgliedern einen Ort zu erschaffen, wo sie sich angenommen, gemocht und gewertschätzt fühlen. Insbesondere in diesen dunklen Zeiten ist es nicht besonders einfach, doch wir versuchen die Gemeinschaft zusammen zu halten.
Sie haben vom pme Familienservice im letzten Jahr 20.000 Euro erhalten, um Projekte umsetzen zu können ? Für welches Projekt bspw. nutzen Sie die Spende?
Am 30.12. fand unser großes Konzert "La Vida Loca" statt. Mit der Spende haben wir u.a. das Konzert und Mitwirkende finanziert und auch ein Chorwochenende für unsere Chormitglieder organisiert, wo wir uns ausgiebig auf das Konzert vorbereitet haben.
Ein großer Abend für die Zuschauer:innen: Der Straßenchor Berlin bot mit "La Vida Loca" einen fantastischen Auftritt.
Welche Ziele haben Sie sich für die nächsten Jahre gesteckt?
In den kommenden Jahren werden wir weiter an großen Projekten planen, vielleicht auch im Ausland. Wir sind in jedem Fall hoch motiviert, nicht stehen zu bleiben und immer wieder über uns hinauszuwachsen.
Sie wollen mehr über den Straßenchor erfahren oder möchten unterstützen? Mehr Informationen gibt es auf der Website des Straßenchor e.V. Berlin.
Soziales Engagement des pme Familienservice
Ob in der Flüchtlingshilfe, bei Projekten für Kinder oder Obdachlose – viele Teammitglieder des pme Familienservice engagieren sich in Ihrer Freizeit ehrenamtlich. Auch der pme Familienservice unterstützt soziale Projekte in Deutschland und der ganzen Welt.
Zum Weihnachtsfest 2021 spendete das Unternehmen insgesamt 120.000 Euro an acht gemeinnützige Vereine, die sich tagtäglich für benachteiligte Menschen, Kinder und Jugendliche oder andere Themen stark machen. Alles 2000 Teammitglieder hatten die Möglichkeit, eigene Vorschläge für soziale Projekte einzureichen, die sie für besonders unterstützenswert halten. Die Vereine mit den meisten Stimmen, erhielten eine finanzielle Unterstützung, um ihren Projekte umsetzen zu können.
Fotos: Gabriele Senft