Berlin. 18. April 2016. Ein Skiunfall, Treppensturz oder eine Altersdemenz: Ein Pflegefall kann in der Familie sehr plötzlich eintreten. Angehörige stehen dann vor einer kaum überschaubaren Auswahl an Pflegeangeboten. Viele Bürger sind zudem verunsichert, ob die Patienten in den Einrichtungen gleichermaßen professionell betreut werden. Dies geht aus einer repräsentativen Befragung des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) hervor, bei der 2.000 Menschen im Herbst 2015 befragt wurden. Über 70 Prozent der Befragten glauben, dass sich die Qualität der Pflege in Deutschland von Einrichtung zu Einrichtung stark unterscheidet.
„Pflege ist eine sehr persönliche Angelegenheit – eine Lösung, die für alle Menschen gleichermaßen geeignet ist, gibt es nicht “, sagt Jürgen Griesbeck, Fachberater beim pme Familienservice. „Eine Auswahl an über 13.000 Pflegediensten in Deutschland, macht es nicht leicht, den richtigen oder passenden Pflegedienst zu finden.” Den mit Abstand größten Mangel sehen die Studienteilnehmer bei der persönlichen Zuwendung und Kommunikation des Pflegepersonals mit den Patienten. Mehr als vier Fünftel (85 Prozent) von ihnen halten dies für wichtig. 71 Prozent der Bedenkenträger machen hierfür fehlendes Personal und eine daraus resultierende hohe Arbeitsbelastung verantwortlich.
Verlässliche Informationen über die Qualität der Pflegeangebote zu bekommen, ist deshalb für fast alle Befragten sehr wichtig ist (96 Prozent). Dabei informiert sich allerdings kaum jemand im Internet auf entsprechenden Empfehlungsportalen – ähnlich denen für Hotels und Restaurants. Über ein Drittel (39 Prozent) hält dort geäußerte Einschätzungen für zu individuell. Gerade einmal fünf Prozent verlassen sich bei der Auswahl einer ambulanten oder stationären Einrichtung auf offizielle Bewertungen Laut den ZQP-Ergebnissen vertrauen auch die Wenigsten den sogenannten Pflegenoten, die ursprünglich vom Gesetzgeber eingeführt wurden, um Verbrauchern eine bessere Orientierung bei der Auswahl von Pflegeangeboten zu geben.
Die Pflegenoten waren in Verruf geraten, weil fast jede Einrichtung die Bestnote erreicht hatte – und zwar auch diejenigen, die später wegen erheblicher Pflegemängel geschlossen werden mussten.
Der persönlicher Kontakt entscheidet die Wahl
Zwar schätzen viele Menschen Erfahrungsberichte von pflegebedürftigen Menschen und deren Angehörigen als Grundlage für die Auswahl, der persönliche Kontakt scheint aber wichtiger zu sein. Über 50 Prozent der Befragten verlassen sich bevorzugt auf Personen, die bereits Erfahrungen mit Pflegeangeboten gemacht haben. Auch sei es vielen wichtig, sich im Auswahlprozess selbst einen Eindruck von den Einrichtungen zu verschaffen. Personen mit Pflegeerfahrung würden sich sogar nur auf ihren Eindruck verlassen und für einen Pflegedienst entscheiden, den sie persönlich kennengelernt haben. „Ob der gewählte Pflegedienst die Erwartungen erfüllen kann, zeigt sich leider oft erst im Laufe der Zeit“, weiß Jürgen Griesbeck. „Angehörige sollten deshalb versuchen, immer eine gute Kommunikation mit dem Pflegedienst und dem behandelnden Hausarzt aufrecht zu erhalten. Sollten Mängel in der Ausführung der Pflegetätigkeit festgestellt werden, rate ich erst einmal, diese offen mit dem Leiter des Pflegedienstes zu besprechen. Falls das nicht hilft, sollte man über einen Wechsel des Anbieters nachdenken.”
Über das ZQP
Das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Berlin. Ziel ist die Wissensbasierung sowie die strukturelle Weiterentwicklung der Qualität in der Pflege und der Versorgung älterer und hilfebedürftiger Menschen. Gegründet wurde das ZQP im Jahr 2009.
Quelle: Zentrum für Qualität in der Pflege: ZQP Bevölkerungsbefragung: „Qualität professioneller Pflegeangebote“