Balance zwischen Nähe und Distanz
Quality Time will geübt sein. Dabei geht es jetzt umso mehr darum, eine Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden. Überlegen Sie gemeinsam: Was macht jeder für sich alleine, was tun Sie gemeinsam? Wenn Ihnen die ständige Nähe im Isolations-Tandem zu viel wird, gönnen Sie sich ganz bewusst eine Auszeit. Vielleicht hängen Sie ein humorvoll gestaltetes „Bitte nicht stören!“-Schild mit Zeitangabe an die Zimmertür. Um Irritationen zu vermeiden, können Sie die Partnerin oder den Partner vorwarnen und vereinbaren, dass sich jeder solche Auszeiten nehmen kann.
Struktur und Rituale
Wenn Sie im Mobile Office arbeiten, trennen Sie Arbeitszeit und Freizeit. Ein Plan hilft den Tag zu strukturieren. Dabei empfiehlt sich ein Wechsel zwischen Beschäftigung drinnen und draußen, zwischen Bewegung und Entspannung. Bauen Sie einen Puffer für spontane Ideen ein und bleiben Sie flexibel. Falls es Sie nicht nach draußen zieht: Auch in der Wohnung ist Bewegung möglich, auf YouTube gibt es eine Fülle von Anleitungen für Sport, Gymnastik oder Yoga.
Beginnen Sie den Tag wie immer mit Ihrem morgendlichen Ritual – von A wie Aufstehen bis Z wie Zähne putzen. Apropos Ritual: Behalten Sie Ihre Paar-Rituale bei. Sie haben keine? Dann probieren Sie aus, welches Ritual zu Ihnen passen könnte. Vielleicht ein gemeinsames Entspannungsbad oder gegenseitige Entspannungsmassagen? Überlegen Sie, wie Sie sich gegenseitig Wertschätzung und Zuneigung zeigen können. Wie wäre es mal wieder mit einem Kompliment? Oder Sie zelebrieren das Abendessen mit schön gedecktem Tisch, Kerzen und schöner Kleidung.
Rollenverteilung auf dem Prüfstand
Die Frau hat den Haushalt im Blick, der Mann kümmert sich um Garten und Auto. Kommt Ihnen das bekannt vor? Im Alltag habe sich bei vielen von uns Rollen eingeschliffen, die wir jetzt auf den Prüfstand stellen können: Passen die Rollen, fühlt sich jeder damit wohl? Wenn nicht, können Sie diese gemeinsam neu definieren. Sprechen Sie auch darüber, was Sie schon immer mal machen wollten (renovieren, eine Sprache oder ein Instrument lernen …), und was Sie davon gemeinsam machen könnten.
Tagebuch der guten Dinge
Schreiben Sie am Ende des Tages auf, wie es Ihnen geht: Was haben Sie alleine gemacht, was gemeinsam? Was war schön, was hat gut funktioniert? Legen Sie den Fokus auf das, was gut gelaufen ist. Das können Sie auch in Ihr Leben als Paar integrieren, wenn der normale Alltag wieder einzieht.
Keine Harmonie um jeden Preis
Ein Grund, warum es gerade an Weihnachten so oft Streit gibt, ist die Erwartungshaltung. Beim Fest der Liebe soll alles schön harmonisch sein – was sich meistens nicht durchhalten lässt. Bei erzwungener Häuslichkeit ist es ähnlich. Lassen Sie also zu, dass es auch mal kracht, dass man genervt ist. Eine Grundregel: Vermeiden Sie Vorwürfe. Beschreiben Sie, wie Sie sich fühlen oder welches Bedürfnis sich bei Ihnen regt, und formulieren Sie das als Bitte an die Partnerin oder den Partner. Das ist eine gute Gelegenheit, eine konstruktive Streitkultur einzuüben. Und wenn es klappt, ist es auch einen Eintrag im Erfolgstagebuch wert.
Wenn die Nerven mal blank liegen, ist es gut, ein paar Entspannungsübungen als Erste Hilfe parat zu haben, zum Beispiel Yoga, Atemtechniken, autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung. Probieren Sie aus, was Ihnen guttut. Damit geben Sie Ihren Gedanken eine andere Richtung und entspannen gleichzeitig den Körper.
Analoge Freizeitaktivitäten neu belebt
Viele Menschen sind nun vor allem digital unterwegs, schauen Serien an, stöbern auf YouTube. Erwecken Sie doch mal wieder analoge Dinge zum Leben, die Sie länger nicht mehr gemacht haben. Bestimmt haben Sie Gesellschaftsspiele im Haus, ein Schachbrett oder Spielkarten – machen Sie doch mal wieder einen Spieleabend. Das gemeinsame Spiel sorgt für Gesprächsstoff, wenn Sie sich mal nichts zu erzählen haben. Oder Sie lesen sich gegenseitig vor, singen gemeinsam oder tanzen mal wieder zusammen.
Kontakte halten mit Plan
Kontakte zu anderen Menschen bereichern jetzt besonders das Leben. Es kann aber auch zu viel werden, wenn permanent das Telefon klingelt. Damit Ihre Pläne nicht ständig durchkreuzt werden und alles auf Standby läuft, helfen Absprachen mit den Lieben da draußen: Klären Sie, wie regelmäßig Sie sprechen wollen, ob zu festen Zeiten oder lieber spontan. Eine offene Kommunikation hilft, dass es allen gutgeht und sich keiner gezwungen fühlt. Außerdem ist jetzt die ideale Zeit, den guten alten Brief wiederzubeleben. Gerade ältere Menschen freuen sich oft sehr darüber und haben länger etwas davon als von einem Telefonat.
Dagmar Cassiers arbeitet seit 20 Jahren als Therapeutin, psychologische Beraterin und Coach, davon seit 10 Jahren beim pme Familienservice als Fachberaterin u.a. im Bereich Lebenslagen-Coaching. Ihre Spezialdisziplin ist das Coaching- und Therapieangebot für Paare. Dazu hat sie ein Buch mit dem Titel „Sex-Pass“ veröffentlicht. Außerdem schreibt sie regelmäßig u.a. für das Online-Magazin Freundin.de.
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