Kinderrechte ins Grundgesetz - jetzt und richtig

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Kinderrechte: „Es wird ein heißer Kampf werden“

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23.03.2021
Sabrina Ludwig
2982

Die Große Koalition möchte die Kinderrechte im Grundgesetz verankern. Doch Kinderschutzverbänden ist der Gesetzesentwurf zu schwach. „Eine absolute Leerformel“, sagt auch Prof. Jörg Maywald, Professor für Kinderrechte und Kinderschutz und Sprecher der National Coalition Deutschland, dem Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention.

Unterschreiben Sie die Petition von Prof. Jörg Maywald und dem pme Familienservice „Kinderrechte ins Grundgesetz: Jetzt und richtig“.

Zur Petition

 

Mit der UN-Kinderrechtskonvention hat jedes Kind überall auf der Welt das Recht, gesund und sicher zu leben und selbstbestimmt aufwachsen zu können. Jetzt sollen die Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden. Warum ist das wichtig?

Die UN-Kinderrechtskonvention hat rechtlich den Rang eines einfachen Bundesgesetzes und steht deshalb unterhalb der Verfassung. Das heißt, wenn es Konflikte zwischen dem Grundgesetz und der Kinderrechtskonvention gibt, dann ist die Verfassung höherrangig. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder mit ihren Rechten im Grundgesetz stehen. Denn erst dann müssen ihre Interessen bei politischen, gerichtlichen und administrativen Entscheidungen stärker berücksichtigt werden.

Die Große Koalition möchte noch in dieser Legislaturperiode die Kinderrechte im Grundgesetz verankern. Warum ist der vorgelegte Gesetzesentwurf zu schwach formuliert?

Im Moment ist der Formulierungsvorschlag so verfasst, dass das Wohl des Kindes „angemessen berücksichtigt“ werden soll. Juristisch ist der Begriff „angemessen“ allerdings eine absolute Leerformel. Jedes Recht muss angemessen berücksichtigt werden. Es sagt überhaupt nichts aus und fällt weit hinter die UN-Kinderrechtskonvention zurück, der zufolge das Kindeswohl ein „vorrangig“ zu berücksichtigender Gesichtspunkt ist.

Wie müsste das Gesetz formuliert sein, damit es die Rechte von Kindern wirklich stärkt?

Prof. Dr. Maywald: Es sollte zumindest „wesentliche Berücksichtigung“ oder „maßgebliche Berücksichtigung“ heißen, so wie es auch Die Grünen vorgeschlagen haben. Das ist dringend notwendig, weil Kinder nicht die Möglichkeit haben, ihre Interessen wie Erwachsene durchzusetzen. Deshalb müssen ihre Rechte mit einer besonderen Bedeutung versehen werden.

Wie schätzen Sie die Chancen für eine Änderung der Formulierung von "angemessen" zu "wesentlich" oder "maßgeblich" ein?

Viele Verfassungsrechtler sagen, dass das Grundgesetz grundsätzlich keine Vorrangstellung in Bezug auf bestimmte Personengruppen kennt. Deshalb könnte es schwer durchzusetzen sein.

Was genau ist das Recht auf Kindeswohl?

Eine rechtliche Definition gibt es nicht. Aber in dem Begriff Kindeswohl kommen sämtliche Kinderrechte zusammen, wie die Rechte auf Schutz, Förderung und Beteiligung.

Was ändert sich, wenn die Kinderrechte im Grundgesetz verankert sind?

Das Grundgesetz wirkt sich auf sämtliche Gesetze aus. Bei allen Entscheidungen von Gerichten und Verwaltungen müsste das Kindeswohl stärker berücksichtigt werden. Und Kinder müssten an den Entscheidungen, die sie betreffen, viel mehr als bisher beteiligt werden.

Wie sicher ist es, dass der Gesetzesentwurf überhaupt in der Verfassung verankert wird?

Sicher ist es noch nicht, weil es eine 2/3-Mehrheit in Bundestag und Bundesrat braucht und daher auch Teile der Opposition zustimmen müssen. Im Juni soll das Gesetz verabschiedet werden. Davor liegen noch viele Hürden vor uns. Es wird noch ein heißer Kampf werden.

Warum kommt das erst im Jahr 2020? Sind die Rechte der Kinder erst durch die Corona-Pandemie stärker ins Bewusstsein der Politik gerückt?

Die Dynamik hat schon einige Jahre früher eingesetzt. Aber Sie haben natürlich Recht, dass durch die Corona-Krise die Belange von Kindern stärker in den Blick gerückt sind. Im ersten Lockdown waren Kinder nur Störfaktoren, die wegorganisiert werden mussten, damit Familie und Beruf besser zusammen funktionieren. In der Sommerpause erklärte die Kanzlerin, dass Schulen und Kitas als Letztes geschlossen und als Erstes wieder geöffnet werden. Aber auch hier wurden Kinder und Schüler:innen eher als Objekte von Bildung betrachtet.

Erst seit Weihnachten rückt die Gesamtpalette von kindlichen Bedürfnissen in den Blick, weil wir merken, welche Schäden die massiven Einschränkungen bei Kindern angerichtet haben und weiterhin anrichten. Mit Einschränkungen meine ich zum Beispiel weniger Freunde treffen und mangelnde Rückzugsmöglichkeiten. Die Corona-Krise zeigt nun ganz deutlich, warum es dringend notwendig ist, den Anliegen von Kindern mehr Gehör zu verschaffen.

Abgesehen von der Politik: Wie sieht es mit dem Bewusstsein in der Bevölkerung aus?

Ich finde, dass sich da in den letzten zwei, drei Jahrzehnten vieles zum Positiven gewendet hat. Eltern und so gut wie alle Fachkräfte wissen, dass Kinder Rechte haben. Natürlich gibt es Wissensunterschiede, und nicht allen pädagogischen Fachkräften und bei weitem nicht allen Kindern ist die UN-Kinderrechtskonvention bekannt. Hier sehe ich noch Defizite. Denn das Wissen um Kinderrechte ist eine wichtige Grundlage für deren Verwirklichung im Alltag.

 

Dr. Jörg Maywald ist Soziologe, Geschäftsführer der Deutschen Liga für das Kind, Professor an der FH Potsdam und Sprecher der National Coalition Deutschland – Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention. Er ist Mitbegründer des Berliner Kinderschutzzentrums und war viele Jahre in der Kinder- und Jugendhilfe tätig. (Foto: Bettina Keller)

 

 

 

 

Unser Ziel: 50.000 Unterschriften in 4 Wochen. Gemeinsam schaffen wir das: Petition: „Kinderrechte ins Grundgesetz – jetzt und richtig!“

Jetzt unterschreiben!

 

Unterstützer:innen der Petition:

  • Dr. phil. Udo Baer, Diplom-Pädagoge und Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ
  • Prof. Dr. Kathinka Beckmann, Lehrgebiet strukturelle Dimensionen des Kinderschutzes, Hochschule Koblenz
  • Prof. Dr. Bensel, Biologie, Entwicklungs- und Bildungsforscher, Forschungsgruppe Verhaltens-biologie des Menschen
  • Sarah Bohnes, Sozialpädagogin und Co-Founderin, JAEL Elterncommunity & Beratungsplattform
  • Jerome Braun, Geschäftsführung, Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel
  • Deutscher Kitaverband. Bundesverband freier unabhängiger Träger von Kindertagesstätten e.V.
  • Andreas Ebenhöh, Geschäftsführer der Heldentaten-Akademie und von WissenSchafft Verbindung
  • Sabine Eder, Dipl. Pädagogin, Geschäftsführerin und Gründungsmitglied, Blickwechsel e.V. (Verein für Medien- und Kulturpädagogik)
  • Dr. phil. Gabriele Fricke-Baer, Diplom-Pädagogin, Kreative Leib- und Traumatherapeutin, Mitbegründerin und -entwicklerin der Zukunftswerkstatt therapie kreativ
  • Dr. habil. rer. nat. Gabriele Haug-Schnabel, Verhaltensbiologin und Ethnologin
  • Dr. Malte Mienert, Assoziierter Professor an der Swiss School of Managment, Autor und Fortbil-der für Fachkräfte in der frühkindlichen Bildung
  • Christel van Dieken, Diplom-Pädagogin und Geschäftsführerin, Waterkant Academy Online GmbH
  • Waltraud Weegmann, Vorsitzende, Deutscher Kitaverband
  • Ilse Wehrmann, Sachverständige für Frühpädagogik, Wehrmann Education Consulting
  • Annette Weigert, Gesellschafterin, ILKE ® -Institut GbR
  • Dr. Udo Wortelboer, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

 

Was ändert sich, wenn die Kinderrechte im Grundgesetz stehen?

 

Jedes Kind hat Rechte. Das Recht auf Schutz, Förderung und Beteiligung. Aber auch das Recht auf Freizeit und Bildung. So steht es in der UN-Kinderrechtskonvention. Die UN-Kinderrechtskonvention gilt in fast allen Staaten der Welt – und seit 1992 auch in Deutschland.

Aber diese Rechte werden in Deutschland nicht vollständig umgesetzt. Und das wird sich verbessern, wenn die Kinderrechte im Grundgesetz verankert sind.

Der Staat würde dadurch stärker in die Pflicht genommen werden, kindgerechte Lebensverhältnisse zu schaffen, d.h. er müsste zum Beispiel die Kinderarmut stärker bekämpfen und die Angebote für Bildung und Freizeit dem echten Bedarf anpassen. Stehen Kinderrechte im Grundgesetz müssen sie in Verfahren und bei Entscheidungen von Gerichten und Verwaltungen immer umgesetzt werden und Kinder müssten vor Gericht angehört werden. Und sie haben das Recht bei Maßnahmen und politischen Entscheidungen mitzubestimmen. Das kann bei der Planung neuer Wohnviertel und Straßen sein, oder dem Bau von Spielplätzen und Schulen.

Kinder brauchen besonderen Schutz – Schutz vor Gewalt, vor Benachteiligung und Diskriminierung. Denn sie können sie nicht wie Erwachsene einfordern. Und stehen die Kinderrechte im Grundgesetz und der Staat missachtet ihre Rechte, dann können Eltern und Kinder ihre Rechte stärker einfordern.

Wir wollen, dass Kinder als eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen Bedürfnissen gesehen, gehört und ernst genommen werden. Deshalb macht sich die pme Familienservice gemeinsam mit Prof. Jörg Maywald und Unterstützer:innen aus Pädagogik, Verbänden und Psychologie dafür stark, die Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. Und zwar richtig.

 

„Viele Kinder spüren zuhause Druck und Ängste, manche kommen kaum raus und sehen wenig andere Kinder. Die Politik aber diskutiert seit Beginn der Pandemie über den Erhalt der Wirtschaft, Fußballspiele und Automobilhersteller.

Kinder und Familien finden zu wenig Beachtung. Wir wollen, dass die Politik Kinder als eigenständige Personen mit eigenen Rechten wahrnimmt und diese angemessen in der Verfassung verankert. Als Kita-Träger sehen wir uns hier in der Verantwortung.“

Stephanie Niemierza, Zentrale Kita-Koordination, pme Familienservice

 

Erklärvideo zu Kinderrechten ins Grundgesetz

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Unsere pädagogischen Schwerpunkte fördern Resilienz und setzen auf Partizipation

Mitreden, mitentscheiden, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entwickeln und Raum bekommen für eigene Ideen: In unseren Lernwelten-Kitas wollen wir Kinder stark machen.

Die pädagogischen Schwerpunkte der pme Lernwelten-Kitas fördern die Gesundheit von Kindern, stärken ihr Selbstvertrauen und schaffen vertrauensvolle Bindungen. Wir wollen wissen, was Kindern wichtig ist und was sie dafür brauchen.

 

Pikler-Pädagogik: Viel mehr als Bewegungserziehung

Die Pikler-Pädagogik ist eine wunderbare Möglichkeit, die Gesundheit und Resilienz von Kindern zu fördern. Hier geht es darum, das Kind in seinen Signalen feinfühlig wahrzunehmen und diese richtig zu verstehen. Kinder können sich selbstständig erproben und zum Beispiel die Bewegungsmaterialien in ihrem Tempo und ihrer Entwicklung gemäß ausprobieren. All das erzeugt in ihnen ein Gefühl der Selbstwirksamkeit.

Kern der Pikler-Pädagogik ist eine kooperative und respektvolle Interaktion zwischen Kindern und Betreuungspersonen, die von Achtsamkeit und Gelassenheit geprägt ist. Ganz konkret bedeutet das, dass wir Vertrauen zeigen in die Fähigkeit des Kindes, Probleme zu lösen und dem Kind die nötige Zeit dafür geben. Mit sprachlicher Begleitung und nonverbalen Signalen geben wir den Kindern das nötige Selbstvertrauen dafür.

Karl Klecks & Lilo Lausch: Sprechen, zuhören und gehört werden

Über Gefühle zu sprechen und Gedanken zu teilen schafft Vertrauen und ist die Basis dafür, dass sich Kinder in der Gruppe geborgen und getragen fühlen. Das ist ein wichtiger Baustein für Selbstwirksamkeit und Resilienz.

Mit unserem Sprachkonzept Karl Klecks und Lilo Lausch vermitteln wir Kindern die Freude am zuhören und regen sie auf leichte Art zum Sprechen an. Karl und Lilo unterstützen uns dabei, kindgerecht über aktuelle Themen zu sprechen, Ängste an- und auszusprechen, gemeinsam zu lachen, zu diskutieren und zu erzählen.

Kontakt mit Tieren macht Kinder glücklich

Ein weiterer Ansatz, um Kinder zu stärken, ist die Tiergestützte Pädagogik. Empirische Befunde und unsere langjährigen Erfahrungen in der tiergestützten Pädagogik bestätigen, dass sich Begegnungen mit Tieren in vielfältiger Weise positiv auf Kinder auswirken.

Tiere wirken auf Kinder beruhigend und fördern ihre Konzentration. Wenn Kinder bei der Pflege und Versorgung beteiligt sind, entwickeln sie Empathie und Verantwortungsbewusstsein. Freude, Begeisterung, Vorsicht, Zurückhaltung: Tiere wecken bei Kindern Emotionen und bieten ihnen Anlass, sich damit auseinanderzusetzen.

Starke Erzieher:innen: Selbstsorge und Solidarität für Teams

Nicht nur in der Corona-Krise, aber vor allem jetzt, sind unsere pädagogische Fachkräfte besonders gefordert. Einschränkungen im Kita-Alltag und Belastungen im Privatleben begrenzen die Möglichkeiten zum Austausch.

Mit einem digitalen Lernwelten-Talk, der alle zwei Wochen stattfindet, bieten wir unseren Fachkräften ein digitales Forum, sich auszutauschen und vom Kontakt mit ihrem Teammitgliedern zu profitieren.

Direkter Draht zu den Familien

Eltern haben in den letzten Wochen und Monaten vielfältige Belastungen erlebt. Bei vielen sind die Batterien leer, die Nerven liegen blank.

Schon während der Kitaschließungen war es uns wichtig, den Kontakt zu den Familien nicht abreißen zu lassen und Eltern in ihrer Situation zu unterstützen. Dazu gab es ein breites Repertoire: Zum Beispiel einen digitalen Wochenstart mit virtuellem Morgenkreis, Kleingruppen-Webinare mit einer begrenzten Zahl an Familien sowie digitale Einzelgespräche und virtuelle Elternabende.  Die vielen positiven Rückmeldungen zeigen, wie dankbar die Eltern für all das sind.

In belastenden oder schwierigen Situationen ist zudem unsere kostenlose Beratungshotline rund um die Uhr für die Eltern unserer Kita-Kinder da.  Hier beraten erfahrene Expertinnen und Experten telefonisch unter anderem zu Themen wie Krisen in der Familie, Umgang mit herausforderndem Verhalten des Kindes, Stress und Überlastung.

 

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Als Träger von über 75 Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen bieten wir Eltern und ihren Kindern eine hochwertige und flexible Pädagogik an. In unseren bunten Teams bringen sich Menschen aus unterschiedlichen Nationen ein, mit vielfältigen Talenten und Interessen.

Mehr zu unserem pädagogischem Konzept und aktuelle Stellenangebote findest du hier: www.familienservice.de/web/pme-lernwelten

 


 

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