Diversity: Impulse setzen und dranbleiben!
Diversity im Porträt: Anlässlich des Diversity-Tages lud unser Kooperationspartner Sopra Steria zu einer ganz besonderen Vernissage ein. Gezeigt wurde die Ausstellung "Wir sind Poppenbüttel! 50 Nationen, 50 Geschichten", in der 50 Schüler:innen der Stadtteilschule Poppenbüttel in Hamburg ihre ganz persönlichen Geschichten erzählen und auf bewegende und eindrucksvolle Weise die Vielfalt unserer Gesellschaft zeigen.
Im Rahmen unserer Kampagne “Im Gespräch bleiben - Haltung zeigen“ haben wir mit Kathrin Lampe gesprochen, Head of Diversity & Inclusion bei Sopra Steria.
Liebe Frau Lampe, würden Sie uns einen kurzen Abriss zu Ihrem Unternehmen geben?
Kathrin Lampe: Sopra Steria ist eine führende europäische Management- und Technologieberatung, wir sind die deutsche Tochter eines international aufgestellten französischen Konzerns. Als Unternehmensberatung bieten wir unseren Kunden die gesamte Wertschöpfungskette von der Management- und IT-Beratung über Strategieentwicklung bis zur konkreten Entwicklung von Tech-Lösungen und Change-Management. Als Teil unseres Konzerns unterstützen wir unsere Kunden dabei, die digitale Transformation voranzutreiben und konkrete und nachhaltige Ergebnisse zu erzielen.
Bei Sopra Steria in Deutschland arbeiten Menschen aus über 60 Nationen. Diversity ist also ein großes Thema?
Ja, wir bearbeiten dieses Thema seit fast zehn Jahren aktiv, bieten Workshops und Veranstaltungen zu den unterschiedlichen Dimensionen, z.B. Kultur & Sprache, Frauen und weitere. Vielfalt und Inklusion sind zwei unserer Managementprioritäten. Diversity & Inclusion stellt deshalb eine eigene Säule in unserer Unternehmensstrategie dar – und das gruppenweit, nicht nur hier in Deutschland.
Was ist Ihre Rolle im Diversity-Management? Gibt es ein Diversity-Team bei Sopra Steria?
Ich habe die Position als Diversity Managerin im Januar dieses Jahres übernommen. In dieser Rolle arbeite ich mit einer jungen Kollegin und mehreren Kolleg:innen aus unseren Business-Teams zusammen. Wir alle arbeiten an diesen Themen in Teilen ehrenamtlich, weil Diversity für uns ein Herzensthema ist und wir fest davon überzeugt sind, dass unser Engagement uns als Team und als Gesellschaft stärkt.
Sie haben bereits die verschiedenen Diversity-Dimensionen in Ihrem Unternehmen erwähnt. Haben Sie thematische Schwerpunkte?
Zu unseren Schwerpunkten gehört die Dimension „Kultur und Sprache“. In diesem Rahmen haben wir das Schulprojekt "50 Nationen, 50 Geschichten” ausgestellt. Zudem kümmern wir uns um geistige und körperliche Fähigkeiten, Gleichberechtigung von Frauen mit Fokus auf Frauen und Führung sowie sexuelle Orientierung und Genderidentität.
Das geht weit über die Vielfalt der Nationen hinaus. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit der Stadtteilschule und schlussendlich zur Ausstellung „Wir sind Poppenbüttel“?
Der erste Impuls kam über einen Artikel im Hamburger Abendblatt. Parallel hat mir die Schulleiterin Dorothee Wohlers, die ich persönlich kenne, mehr dazu erzählt. Ich war begeistert, meine erste Idee war: “Das mache ich auch, und wir porträtieren unsere Kolleg:innen!”. Aber ich habe schnell gemerkt, dass das aus zeitlichen und kapazitären Gründen nicht umsetzbar ist. Dann bekam ich das Angebot, dass wir die Wanderausstellung zu uns einladen dürfen. Da habe ich direkt zugegriffen, und am 28. Mai 2024 haben wir die Ausstellung eröffnet.
Die Wanderausstellung "Wir sind Poppenbüttel! 50 Nationen, 50 Geschichten" der Stadtteilschule Poppenbüttel feiert die kulturelle Vielfalt der Schülerschaft. In den gezeigten Porträts erzählen 50 Schüler:innen ihre ganz persönlichen, individuellen Lebensgeschichten. Das Projekt wurde ehrenamtlich von 5 Schülerinnen zusammen mit einem Journalisten und einem Fotografen innerhalb eines halben Jahres umgesetzt. Mehr über die Wanderausstellung "Wir sind Poppenbüttel".
Wie können wir uns die Ausstellungseröffnung vorstellen? Wie haben Sie diese wahrgenommen?
Wir hatten unsere Kolleg:innen, aber auch externe Gäste in unser Hamburger Office eingeladen, in dem wir in den Tagen vorab die Exponate ausgestellt hatten. Die Vernissage habe ich dann mit einer Kollegin moderiert. Die Schüler:innen haben von ihrer Projektarbeit berichtet. Sie haben erzählt, dass es für viele ihrer am Projekt beteiligten Mitschüler und Mitschülerinnen sehr berührend war, nach ihrer Geschichte gefragt zu werden und einfach mal erzählen zu dürfen, gesehen und gehört zu werden, ohne sich rechtfertigen oder erklären zu müssen.
Die Schüler:innen haben sehr deutlich gemacht, dass die wenigsten Menschen ihr Land verlassen, weil es ihnen dort nicht gefällt, sondern es in vielen Fällen geopolitische Gründe gibt. Und das ist immer ein schwerer Schritt. Es ist großartig, was diese Schüler:innen zwischen 17 und knapp 20 Jahren in ihrer Freizeit ehrenamtlich zusammen mit einem Journalisten und einem Fotografen, die auch ehrenamtlich gearbeitet haben, auf die Beine gestellt haben.
Wie waren die internen Rückmeldungen?
Es hat schon am Abend der Vernissage viele Fragen und im Nachgang beim persönlichen Gespräch viele spannende Diskussionen gegeben. Es wurde auch in den Wochen danach beim Kaffee und beim Mittagessen viel darüber gesprochen. Meine wesentliche Erkenntnis – nicht nur aus diesem Projekt: Bei allen Diversity-Aktivitäten geht es darum, Awareness zu schaffen, Aufmerksamkeit auf die Themen zu lenken. Ich kann keine Haltung erzwingen, aber ich kann immer wieder freundlich, auch mit einer gewissen Hartnäckigkeit, auf die Relevanz der Themen hinweisen.
Wie wurde dieses Projekt in Ihrem Unternehmen verankert? Gab es Teammitglieder, die beteiligt wurden, ein Projektteam?
Das haben wir relativ „hemdsärmelig“ organisiert. Ich wusste, was ich wollte, und habe dann tolle Mitstreiter:innen gewonnen, und am Abend der Eröffnung waren wir mehr als 50 Gäste.
Wie gestalten Sie die Kommunikation in puncto Diversity? Was hat sich bewährt?
Wir kommunizieren an alle Mitarbeitenden über unser Firmennetzwerk Viva Engage. Im Intranet gibt es verschiedene Seiten und Communities zu unseren Diversity-Themen. Wenn es Aktivitäten wie Vorträge, Diskussionen und Trainings gibt, die wahrscheinlich viele unserer Mitarbeitenden betreffen, rühren wir die interne Werbetrommel.
Wir haben dieses Jahr unsere „Diversity-Monate“ am Diversity-Tag mit der Ausstellung der Stadtteilschule eröffnet. Im Juni haben wir einen Vortrag aus der Dimension körperliche und geistige Fähigkeiten angeboten, in dem wir zu ADHS bei Erwachsenen informiert haben. Das Interesse war sehr groß. Im Juli haben wir mit vielen Kolleg:innen zu „Unconscious Bias“ gearbeitet. Parallel bieten wir Vorträge und Trainings über EMPLOYERS FOR EQUALITY an, die wir dort bestellen, da sie die Themen sehr professionell aufbereiten.
Ein wichtiges Learning: Die Veranstaltungen müssen kurz sein, damit sie in den Terminkalender der Mitarbeitenden passen. Niemand kann einen ganzen Tag dafür verwenden. Unsere Veranstaltungen dauern 60 bis 90 Minuten – in dieser Zeit können wir eine Menge Impulse setzen.
Haben Sie Tipps, um die Mitarbeitenden thematisch abzuholen?
- Auf jeden Fall unsere Veranstaltungen, Impulse, Diskussionen. Es geht dabei immer um Aufklärung, das heißt Transparenz schaffen, Fakten liefern. Es gibt viele Studien, die belegen, dass diverse Teams in ihren Ergebnissen erfolgreicher als homogene Teams sind.
- Auch mal hartnäckig sein: Ich schreibe mein Netzwerk an Kolleg:innen persönlich zu einer bevorstehenden Veranstaltung an.
- Ganz wichtig: Die Wiederholung macht es.
Im Rahmen unserer Kampagne „Im Gespräch bleiben & Haltung zeigen“ ist es spannend, zu sehen, mit welchen Themen sich andere Unternehmen auseinandersetzen. Gibt es bei Ihnen Themen, die regelmäßig aufkommen gerade im Kontext der interkulturellen Zusammenarbeit?
Was unsere unterschiedlichen Nationen und kulturellen Hintergründe betrifft, herrscht bei uns ein positives Bewusstsein.
Es kommen ab und an Teamleiter oder Teamleiterinnen mit Angeboten auf mich zu und sagen: “Wenn du mal ein cooles, diverses Team haben möchtest, sag Bescheid”. Und wenn von diversen Teams die Rede ist, spreche ich nicht nur von unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Auch z.B. sich der queeren Community zugehörig zu fühlen und Kolleg:innen zu treffen, denen man vertraut, macht Diversität in einem Team aus.
Die Themen sind immer auch abhängig von der Branche?
Genau. Ich glaube, bei Sopra Steria sind wir in der luxuriösen Situation, dass wir in einer Konstellation arbeiten, die den Rahmen für diese Themen bietet. Im besten Fall bringen die Menschen ein gewisses Vorwissen mit. Wer z. B. direkt von der Hochschule kommt, hat gender-sensitive Sprache häufig bereits verinnerlicht. Was aber natürlich nicht bedeutet, dass wir frei von bewussten oder unbewussten Vorurteilen sind. Daran zu arbeiten ist unsere gemeinsame Aufgabe.
Wenn eine gute Fee käme, und Sie sich was wünschen könnten, bezogen auf die Kampagne. Was wäre das?
Ich wünsche mir, dass sich diese Offenheit für Vielfalt, die an dem Abend der Vernissage und auch in den vielen Gesprächen danach zu spüren war, verfestigt und weitergetragen wird. Für die Kampagne „Im Gespräch bleiben – Haltung zeigen“ des pme Familienservice wünsche ich mir darüber hinaus, dass sie ganz viele Menschen in Gespräche bringt und in schwierigen Situationen ermutigt und ermuntert, Haltung zu zeigen.
Vielen Dank für das Interview!
Kampagne "Im Gespräch bleiben - Haltung zeigen"
Über Sopra Steria
Sopra Steria, ein führender Tech Player in Europa mit 56.000 Mitarbeitenden in rund 30 Ländern und anerkannter Expertise in Consulting, Digitalisierung und Softwareentwicklung.