Heute schon jemanden umarmt?
Schon 20 Sekunden Umarmung lösen einen Sturm an Endorphinen aus. Atmung und Herzschlag beruhigen sich innerhalb kürzester Zeit. Die so genannten Glückshormone sind also wahre Stresskiller. Aber wie viele Umarmungen brauchen wir?
Was passiert bei einer Umarmung?
Umarmungen lösen viele Reaktionen im Körper aus. Ohne körperlichen Kontakt können wir kaum existieren. Auf schockierende Weise bewies das ein Experiment Friedrichs II., mit dem er herausfinden wollte, welche Sprache Kinder entwickeln, die ohne Ansprache und Zuneigung aufwachsen. Das Ergebnis war erschreckend: Alle Kinder starben.
Martin Grunwald, Leiter des Haptik-Forschungslabors der Universität Leipzig sagt dazu: „Berührungen sind so wichtig wie die Luft zum Atmen". Er forscht schon lange daran, was taktile Reize eigentlich bewirken: "Berührungen sind nichts anderes als eine Deformation der Haut mit zusätzlicher Temperaturwirkung." Dabei senden die sensiblen Rezeptoren in der Haut jede Veränderung wie zum Beispiel die von Temperatur und Druck ans Gehirn. Der Körper schüttet Botenstoffe aus und die Organe reagieren darauf.
Kuschelhormon Oxytocin als Seelenheiler
So wird bei einer Umarmung auch das Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Lange Zeit als Wehen- und Frauenhormon bekannt, weist es viele weitere positive Eigenschaften auf, die wichtig für eine gesunde Seele sind. "Oxytocin spielt für das Zusammenleben aller Menschen eine große Rolle. Es wirkt prosozial, fördert also ein positives soziales Miteinander", sagt Neurobiologin Inga Neumann in der Apotheken Umschau. Oxytocin wirkt aufmunternd und ermutigend und sorgt gleichzeitig dafür, dass wir uns entspannen.
Zudem reduziert es das Stresshormon Cortisol. Der Blutdruck wird gesenkt und das Immunsystem gestärkt. Die Atmung wird langsamer, die Blutgefäße entspannen sich. Man wird ruhiger und entspannter. Depressionen wird vorgebeugt und Ängste werden gemildert.
Neben Oxytocin wird auch das Wohlfühl- oder Glückshormon Serotonin bei einer Umarmung ausgeschüttet. Das Gehirn produziert mehr davon, das hebt unsere Stimmung. Wir sind glücklicher und unser Selbstwert steigt.
Wie viele Umarmungen braucht man am Tag?
Die berühmte Therapeutin Virginia Satir hat einmal gesagt: "Wir brauchen 4 Umarmungen pro Tag zum Überleben, 8 Umarmungen pro Tag, um uns gut zu fühlen, und 12 Umarmungen pro Tag zum innerlichen Wachsen.”
Aber nicht nur das: Umarmungen helfen dabei, die Seele und den Körper gesund zu halten.
Bäume umarmen als alternativer Glücksbringer
In Zeiten von Corona hat nicht jeder ein Gegenüber für gesundheitsfördernden Umarmungen. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, fehlenden menschlichen Körperkontakt zu kompensieren.
Studien an der Hochschule Skövde in Schweden haben gezeigt, dass Kuscheln mit Hunden ebenso positive Effekte auf das Wohlbefinden hat. Auch langsames, genussvolles Essen kann den Ausstoß von Glückshormonen erhöhen.
Und wer gerne in der Natur ist, sollte unbedingt mal einen Baum umarmen, rät der Bremer Neurologe Sebastian von Berg. „Das klingt jetzt witzig, aber wenn man das mal getan hat, merkt man: Das macht ein gutes Gefühl, das fühlt sich groß und stark an“, sagt der Neurologe.
Heute schon jemanden umarmt?
Wenn Sie heute also noch niemanden umarmt haben, dann wird es jetzt Zeit. Es reichen schon ein paar Sekunden am Tag, um Ihr Wohlbefinden nachhaltig zu stärken.
Übrigens, am 21. Januar ist Weltknuddeltag. Merken Sie sich diesen Termin schon mal vor.
Quellen:
https://www.evidero.de/beruehrung-fuer-die-seele
http://www.zeit.de/2015/52/beruehrung-koerperkontakt-gesundheit-massage
http://usatoday30.usatoday.com/news/health/2003-03-09-hug-usat_x.htm