pme spendet: Girl‘s Menarche klärt über Menstruation auf
Laut einer nationalen Studie gehen in Uganda 28 Prozent der heranwachsenden Mädchen aufgrund von menstruationsbedingten Problemen nicht zur Schule. Sharitah will das ändern. 2018 gründete sie die gemeinnützige Organisation Girl‘s Menarche in Jinja, der viertgrößten Stadt Ugandas, um junge Frauen über Menstruation aufzuklären und das Stigma in der Gesellschaft aufzulösen. Zur Unterstützung ihrer zahlreichen Projekte spendete der pme Familienservice der Initiative im letzten Jahr 12.500 Euro. Wir sprachen mit Sharitah über ihr Engagement und alltägliche Herausforderungen.
Warum hast du Girls‘ Menarche gegründet?
Das war, nachdem ich miterlebt hatte, wie eine junge Frau in einem Matatu (Taxi) ihre erste Periode bekam. Anstatt ihr zu helfen, wurde sie beschimpft und stigmatisiert. Dieses Erlebnis inspirierte mich dazu, Girl‘s Menarche zu gründen. Die Organisation setzt sich dafür ein, den Gemeinschaften in Uganda nachhaltige Lösungen für die Menstruationsgesundheit zu bieten, und zwar durch die Bereitstellung von Produkten, gynäkologische Unterstützung, Lobbyarbeit und Aufklärung. Dadurch stellen wir sicher, dass Menstruierende an allen Tagen des Monats an Aktivitäten in der Schule, in den Familien und in den Gemeinden teilnehmen.
Warum ist die Aufklärung zur „Menstruation“ in Uganda so wichtig?
Ein schlechter Umgang mit der Menstruation betrifft weltweit viele Menstruierende, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Zu den Herausforderungen gehören fehlende Informationen, mangelnder Zugang zu geeigneten und nachhaltigen Menstruationsprodukten und hygienischen Umkleidemöglichkeiten, fehlende gynäkologische Versorgung, unzureichende soziale Unterstützung und Druck durch Tabus, was zu psychosozialen Folgen wie Angst und Scham führt.
Dies kann die Fähigkeit des Mädchens beeinträchtigen, sich in der Schule und in der Gemeinschaft zu entwickeln und erfolgreich zu sein. Welche Strategien setzt Ihr ein, um Tabus und Mythen rund um die Menstruation zu bekämpfen?
Wir initiieren jugendfreundliche Projekte, die Inklusion, Offenheit und Kreativität fördern, z. B. Menstruationspartys, Jugendforen, Musik, kreative Kunst ("I create period"), offene Konversationen, vorurteilsfreie Gespräche, Menstruationsdebatten und nutzen Kampagnen in den sozialen Medien.
Welche Projekte habt ihr bereits erfolgreich durchgeführt?
Wir haben bereits einige Projekte umgesetzt, beispielsweise:
Einsätze in Gemeinden und Schulen: Seit der Gründung des Projekts haben wir mehr als 100 Schulen und Gemeinden in Uganda erreicht, wo sowohl Menstruierende als auch Nicht-Menstruierende über die Menstruation aufgeklärt wurden und mehr als 20.000 Menstruationsprodukte sowie wiederverwendbare und Einwegbinden verteilt wurden.
Menstruationspartys: Wir haben zwei Menstruationspartys organisiert, 2020 und 2022. Das sind Veranstaltungen, die verschiedene Gemeinschaften, junge Menschen und Kreative zusammenbringen, um die Periode zu feiern. Junge Menschen verkleiden sich mit Periodenkostümen, kreieren Periodenlieder, Gedichte und Kunst.
Menstruations-Santa: Wir verteilen jedes Jahr am 24. Dezember Menstruationsprodukte, als Weihnachtsgeschenke verpackt, in den Slums von Uganda. Bisher haben wir dabei 1.200 Menstruationsprodukte verschenkt.
Darüber hinaus haben wir Online-Kampagnen wie „Let’s talk Period“ oder „I create Period“ durchgeführt, an denen weltweit Menschen beteiligt waren, um die Stigmatisierung zu verringern.
Wie setzt ihr die Spende vom pme Familienservice ein?
Damit können wir gleich mehrere Projekte finanziell unterstützen: die Menstruationspartys, gemeinschaftliche und schulische Öffentlichkeitsarbeit, Menstruationsclubs, Feierlichkeiten zum internationalen Tag der Menstruationshygiene, Anschaffung von Ausrüstung für das Jugendnähzentrum und die Girl’s Clinic.
Die Initiative klärt Jugendliche in Schulen auf.
Was ist die Girl's Clinic und welches Ziel verfolgt sie?
Die „Girl's Clinic“ ist ein Programm für sexuelle und reproduktive Gesundheit. Es wurde entwickelt, um die Gesundheits- und Informationslücke bei Mädchen im Alter zwischen acht bis 24 Jahren in Bezug auf die verschiedenen Menstruationskomplikationen und -störungen zu schließen. Ziel ist es, den Mädchen in den ländlichen Gemeinden eine angemessene professionelle gynäkologische Gesundheitsversorgung zu bieten, aber auch die sichere Räume für offene Gespräche und professionelle Beratung zu schaffen sowie Lernmaterialien und Studienhandbücher zu entwickeln.
Was erhofft ihr euch dadurch?
Wir erwarten uns einen verbesserten Zugang zu spezialisierter Gesundheitsfürsorge für Mädchen in ländlichen Gebieten, wir wollen damit 5.400 Mädchen und junge Frauen in 72 Schulen und 24 Gemeinden erreichen und nicht zuletzt: Wir wollen eine Gemeinschaft von Mädchen und jungen Frauen schaffen, die eine gesündere Menstruation frei von Stigmatisierung erleben und sich gegenseitig unterstützen.
Warum ist es in Uganda so schwierig, über Menstruation aufzuklären?
In Uganda hat sich das Gesundheitswesen noch nicht so weit entwickelt, dass es die von der Allgemeinheit geforderte Versorgung leisten kann. Dies ist nach wie vor eine Herausforderung, da der Staatshaushalt bei der Zuteilung von Entwicklungsgeldern anderen Sektoren Vorrang einräumt. Es gibt nur sehr wenige Gesundheitseinrichtungen, die eine große Anzahl von Menschen versorgen. Leider sind diese wenigen Gesundheitszentren überdies nicht vollständig für alle Dienstleistungen ausgestattet.
Bei der Auswertung aller Einsätze in den Gemeinden und Schulen, die Girl‘s Menarche in den letzten Jahren durchgeführt hat, haben die Mädchen Beschwerden geäußert, die sich als Anzeichen und Symptome von Menstruationsstörungen (wie Dysmenorrhoe, Amenorrhoe, Menorrhagie) herausstellten und eine spezialisierte professionelle Behandlung erfordert hätten. Diese wird in den öffentlichen Gesundheitseinrichtungen in ihrer Nachbarschaft jedoch nicht angeboten. Diese Mädchen wurden nicht behandelt, und haben immer noch starke Beschwerden bei jeder Menstruation, weil ihre Familien sich eine private Behandlung für ihre Töchter nicht leisten können.
Welche Erfolge konntet ihr in den letzten Jahren verbuchen?
Da ist einiges zu nennen, etwa die Registrierung bei der NRO-Behörde (Das Non-Governmental Organizations Bureau ist eine Regierungsbehörde, die für die Registrierung, Regulierung und Überwachung von Nichtregierungsorganisationen (NROs) im Land verantwortlich ist, Anm. d. Red.), wodurch wir eine offizielle Genehmigung und Bescheinigung als gemeinnützige Organisation erhalten haben. Wir haben ein Grundstück erworben, auf dem wir ein Nähzentrum errichten möchten. Zudem haben wir an verschiedenen großen globalen Projekten mit unterschiedlichen Organisationen teilgenommen. Ein weiteres Highlight war die Organisation der ersten Periodenparty in Uganda.
Für mehr Menstruationsaufklärung in Uganda: Girls Menarche hat schon vieles bewegt.
Welche Projekte plant ihr zukünftig noch?
Wir würden gerne ein Zentrum bauen, das sowohl ein Jugendzentrum als auch ein Nähzentrum umfasst.
Es soll jungen Menschen zahlreiche Möglichkeiten bieten und eine Plattform schaffen, auf der sie ihre Ansichten äußern und Ideen zur Veränderung ihrer Gemeinden teilen können. Wir möchten außerdem Wellness-Zentren für Frauen in verschiedenen Gebieten Ugandas eröffnen, um die Verfügbarkeit von Menstruationsprodukten zu erhöhen und den Zugang zu wiederverwendbaren und biologisch abbaubaren Binden, die in unserem Nähzentrum hergestellt werden, zu verbessern.
Zusätzlich wollen wir mit nationalen Menstruationsdebatten eine größere Plattform schaffen, auf der junge Menschen und die Öffentlichkeit offen über ihre Periode und ihren Körper sprechen können. Vielleicht können wir die Politik dazu bewegen, das Thema „Reproduktive Gesundheit“ zu priorisieren.
Wir möchten Mädchenkliniken in verschiedenen Regionen Ugandas einrichten, damit junge Frauen im ganzen Land Zugang zu gynäkologischer Versorgung haben. Außerdem planen wir die Einführung von Periodenbanken, um Familien zu ermutigen, für Menstruationsprodukte zu sparen, und die finanzielle Unabhängigkeit sowie die freie Produktwahl der Menstruierenden zu fördern. Schließlich wollen wir Handbücher und Bücher zum Thema Periode und Menopause veröffentlichen.
Was wünschen Sie sich für Menstruationsgesundheit und -erziehung in Afrika?
Keine Stigmatisierung weltweit, nicht nur in Afrika, damit alle Menschen offen über Menstruation sprechen können. Niemand sollte mehr zwischen Essen und Menstruationsprodukten wählen müssen. Es wäre ideal, wenn in den Schulen alle Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht, schon in jungen Jahren etwas über die Menstruation lernen würden. Ich hoffe, dass wir Kinderbücher in verschiedenen Sprachen über unseren Körper und die Veränderungen, die er durchmacht, veröffentlichen können. Zudem wünsche ich mir die Abschaffung der Steuern auf Menstruationsprodukte und deren kostenlose Bereitstellung in Schulen, besonders in ländlichen Gebieten.
Soziales Engagement des pme Familienservice
Ob in der Flüchtlingshilfe, bei Projekten für Kinder oder Obdachlose – viele Teammitglieder des pme Familienservice engagieren sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich. Auch der pme Familienservice unterstützt soziale Projekte in Deutschland und der ganzen Welt.
Im Jahr 2023 spendete das Unternehmen insgesamt 55.000 Euro an fünf gemeinnützige Vereine, die sich tagtäglich unter anderem für benachteiligte Menschen, Kinder und Jugendliche oder für Klima- und Kulturthemen stark machen.
Alle 2000 Teammitglieder hatten die Möglichkeit, Vorschläge für soziale Projekte einzureichen, die sie für besonders unterstützenswert halten. Die Vereine mit den meisten Stimmen erhielten eine Spende, um ihre Projekte umsetzen zu können.