Besonders Pendler, die täglich länger als zwei Stunden für den Weg zum Arbeitsplatz zurücklegen, klagen über psychische und physische Beschwerden . Unter der Regie von Heiko Rüger hat eine Studie des Wiesbadener Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung untersucht, ob diese Leiden auch durch die Art der beruflichen Mobilität bedingt sind und ob sie verschiedene Bevölkerungsgruppen unterschiedlich stark betreffen. In Zusammenarbeit mit Alexander Schulze von der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz wertete er hierfür eine Studie aus dem Jahr 2007 aus, bei der über 7000 Menschen im Alter von 25 bis 54 Jahren aus ganz Europa zu ihrer Berufsmobilität befragt wurden.
Die Befragten wurden in drei Gruppen unterteilt: Der Personenkreis der „Fernpendler" benötigt für den einfachen Weg zur Arbeit mehr als eine Stunde und bewerkstelligt diesen an mindesten 3 Tage pro Woche. Die Gruppe der „Vari-Mobilen" übernachtet an mehr als 60 Tagen auswärts. Arbeitnehmer, die verschiedene Arten von Mobilität kombinieren, werden als „Multi-Mobile" bezeichnet.
Frauen mit Kindern leiden besonders stark unter der Pendlerbelastung
Die Auswertung zeigt, dass für mehr als zehn Prozent eine hohe berufliche Mobilität zum beruflichen Alltag gehört, wobei die Anzahl der männlichen Berufsmobilen fast doppelt so hoch ist wie die der Frauen. Die weibliche Pendlerinnen haben im Gegensatz zu den männlichen oft keine Ehepartner oder Kinder, was darauf hindeutet, dass vor allem Mütter lange Anfahrtszeiten oder Abwesenheiten mit den familiären Aufgaben schwerer vereinbaren können.
Bei der Untersuchung der beiden Wissenschaftler, ob hochmobile Frauen beziehungsweise Eltern generell einer höheren Stress- und Gesundheitsbelastung ausgesetzt sind, konnte festgestellt werden, dass vor allem bei Frauen und bei Erwerbstätigen mit Kindern ein negativer Effekt auf die Gesundheit auftrat.
Interessant ist, dass die Vari-Mobilen ihren Gesundheitszustand nicht schlechter einstuften als nicht mobile Arbeitnehmer. Das könnte damit zusammenhängen, dass diese ihre Mobilität oft selbst gewählt haben, während Fernpendler eher unfreiwillig lange Strecken zurücklegen. Bei den Multi-Mobilen konnte nur ein geringer negativer Gesundheitseffekt erhoben werden, dort aber vor allen bei Frauen und erstaunlicherweise bei Kinderlosen.
Hohe Stressbelastung vor allem bei unfreiwilliger Mobilität
Sehr viel höher als die gesundheitlichen Probleme wurde in allen Gruppen das Stressempfinden beurteilt. Besonders hoch ist dies in der Gruppe der Fernpendler, vor allem bei Frauen und Erwerbstätigen mit Kindern, wobei das Alter keine Rolle spielt. Eine besondere Stressbelastung der Männer zeigte sich auch bei den Multi-Mobilen. Rüger und Schulze vermuten, dass vari- oder multi-mobile Frauen eine zahlenmäßig recht kleine Gruppe sind, die die berufliche Mobilität bewusst gewählt haben und damit auffallend zufrieden sind.
Insgesamt konnte beobachtet werden, dass vor allem Frauen und Erwerbstätige mit Kindern sowie Arbeitnehmer, die die berufsbedingte Mobilität nicht freiwillig gewählt haben unter gesundheitlichen Folgen leiden.
Quelle: Demografische Forschung.org