Dauer und Lage von Arbeitszeiten, Ruhezeiten sowie Planbarkeit und Beinflussbarkeit: Mit ihrem Arbeitszeitreport 2016 gibt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) einen Einblick in die aktuelle Situation in deutschen Betrieben. Zu ihrer Arbeitszeitrealität wurden etwa 20.000 Beschäftigte in Deutschland befragt.
38 Prozent der befragten Arbeitnehmer gaben an, dass sie großen Einfluss darauf haben, wann sie morgens ihre Arbeit beginnen und beenden. Allerdings berichten 43 Prozent der Beschäftigten, mindestens einmal im Monat auch am Wochenende zu arbeiten. Und 22 Prozent gaben an, dass ihr Arbeitsumfeld erwarte, dass sie auch in ihrer Freizeit für dienstliche Belange erreichbar sind. „Die Betrachtung hat gezeigt, dass Vollzeitbeschäftigte im Durchschnitt 43,5 Stunden pro Woche und damit knapp 5 Stunden länger als vertraglich vereinbart arbeiten“, heißt es im Report.
Tatsächlich werden 12 Prozent der Beschäftigten in ihrer Freizeit wegen dienstlicher Angelegenheiten angerufen oder angeschrieben. 23 Prozent gaben an, dass sie manchmal kontaktiert werden. Führungskräfte seien dabei häufiger betroffen als Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung.
Müdigkeit und Erschöpfung als Folge von Überstunden
Dabei wirken sich lange Arbeitszeiten und Überstunden negativ auf die Gesundheit aus. „Beschäftigte mit langen oder überlangen Arbeitszeiten sowie häufigen Überstunden berichten mehr gesundheitliche Beschwerden sowie häufig auch eine schlechtere allgemeine Gesundheit, geringere Arbeitszufriedenheit und schlechtere Work-Life-Balance“, heißt es in der Studie. Über die Hälfte der Befragten, die Überstunden ableisten, gaben an, unter Müdigkeit und Erschöpfung zu leiden sowie unter Rücken- und Kreuzschmerzen.
Mit zunehmender Länge der Arbeitszeit sinkt der Anteil der Beschäftigten, die mit ihrer Work-Life-Balance zufrieden sind, und es steigt der Anteil der Beschäftigten, die gesundheitliche Beschwerden berichten (Ausnahme: lange Teilzeit). Dem Report zufolge reichen steigen die gesundheitlichen Beschwerden bereits ab 2 Überstunden pro Woche an. Längere Arbeitszeiten und Überstunden gehen häufig mit Termin- oder Leistungsdruck, einer Überforderung durch die Arbeitsmenge sowie dem Ausfallen von Arbeitspausen einher. Mit steigender Überstundenzahl nehmen insbesondere körperliche Erschöpfung und Schlafstörungen zu.
"Die konkrete Ausgestaltung der flexiblen Arbeitszeiten im Zusammenspiel zwischen betrieblichen Anforderungen einerseits und Belangen der Beschäftigten andererseits erweist sich somit als eine der zentralen Stellschrauben für flexible und gesunde Arbeitszeitgestaltung", folgern die Studienautoren.
Quelle: Arbeitszeitenreport 2016 Deutschland (Download der Studie)