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Eine Frau sitzt zuhause auf dem Boden und schaut ängstlich runter
Psyche

Angst und Angststörungen

Angst hilft uns dabei, konzentriert zu sein und Gefahren richtig einzuschätzen. Angst kann aber auch zur großen Belastung und Krankheit werden, wenn sie außer Kontrolle gerät. Dann verliert sie ihre nützliche Alarmfunktion

1. Was ist Angst?

Jeder Mensch kennt das Gefühl von Angst. Angst kann in unterschiedlichen Situationen auftreten, etwa vor einer Prüfung, im Dunkeln, bei einem Gewitter oder wenn man vor Publikum eine Rede halten soll.

Die Angst, die hierbei entsteht, ist sowohl körperlich als auch seelisch spürbar, z. B. durch starkes Herzklopfen, feuchte Hände oder Zittern in der Stimme.

Den meisten Menschen ist der Umgang mit diesen oft unangenehmen Gefühlen vertraut. Sie nehmen sie als normale Reaktion auf eine ungewöhnliche oder selten auftretende Situation wahr. Die Gefühle verlieren so ihre Bedrohlichkeit.

Es ist ganz normal, Angst zu haben. Solange die Angst überschaubar bleibt – also für den Menschen handhabbar –, erfüllt sie einen wertvollen Zweck: Sie sorgt für unsere Aufmerksamkeit in schwierigen Situationen, etwa im Dunkeln oder vor einer wichtigen Präsentation. Die Angst kann so zu einer risikobewussten Auseinandersetzung mit der Umwelt beitragen und im Alltag vor Gefahren schützen.

1.1. Angst als Vorbereitung des Körpers auf Kampf oder Flucht

Wenn der Mensch Angst fühlt, wirkt sich dies auch auf den Herzschlag aus. Dieser wird fühlbar beschleunigt, weil mehr Blut durch den Körper gepumpt wird und die Muskeln mit viel Sauerstoff versorgt werden. Der Körper wird so auf eine möglicherweise notwendige schnelle Reaktion vorbereitet.

So hatte die Angst im Laufe der Entwicklung der Menschheit immer auch die Funktion, uns auf Kampf oder Flucht vorzubereiten. Waren es früher der oft zitierte Säbelzahntiger und andere Wildtiere, die eine schnelle Reaktion erforderten, sind es heute die Erwartungs- und Leistungsansprüche einer rastlosen Lebens- und Arbeitswelt.

1.2. Wenn die Angst zum ständigen Begleiter wird

Angst ist also sinnvoll, solange sie nicht überhandnimmt. Angst kann jedoch zur Krankheit werden, wenn sie außer Kontrolle gerät. Sie verliert dann die nützliche Alarmfunktion. Übersteigerte Angstgefühle lähmen unsere Denk- und Handlungsfähigkeit und können das Lebensgefühl und damit die Lebensqualität in erheblichem Umfang beeinflussen.

Tritt die Angst zu stark, zu häufig oder der Situation nicht angemessen auf, spricht man von krankhafter Angst. Je nach Symptomen unterscheidet man verschiedene Angsterkrankungen.

2. Die drei Anteile der Angst

Drei Komponenten der Angst treten nicht immer gleichzeitig und auch nicht gleich stark ausgeprägt auf.

Sie spielen jedoch alle eine wichtige Rolle bei der sogenannten "Spirale von Angst und Sorgen":

  • Reaktionen des Körpers, z. B. Herzrasen, Schwitzen, Atemnot
  • Reaktionen im Denken und Fühlen, z. B. Angst, die Kontrolle zu verlieren, bis hin zur Angst, sterben zu müssen
  • Reaktionen im Verhalten, z. B. Flucht vor oder Vermeidung von Angst auslösenden Situationen

3. Anzeichen krankhafter Angst

Bei einer Angsterkrankung sind die Ängste ausgeprägt, treten häufiger und länger auf und sind den Situationen in den meisten Fällen nicht angemessen. Monate andauernde innere Unruhe, Anspannung, Ängstlichkeit oder fortwährende Sorgen und Befürchtungen wegen alltäglicher Dinge können ebenfalls Zeichen einer Angsterkrankung sein.

Gefühle von Hilflosigkeit, Verzweiflung, Angst vor Kontrollverlust oder Schamgefühle führen meist dazu, dass die Betroffenen alle Situationen meiden, die Angst auslösen könnten. Das kann sogar so weit gehen, dass sie die Wohnung nicht mehr verlassen und sämtliche soziale Kontakte abbrechen.

Dieses Vermeidungsverhalten, oft ausgelöst durch die Angst vor der Angst, mag zwar zunächst ein Gefühl der Entlastung bringen. Doch dies ist trügerisch und nur kurzfristig wirksam. Langfristig gesehen verschlimmert es jede Angsterkrankung.

4. Welche Angsterkrankungen gibt es?

4.1. Die generalisierte Angststörung

Menschen mit einer generalisierten Angststörung (frühere Bezeichnung: "Angstneurose") sind in einem dauerhaft ängstlich-angespannten Zustand. Sie haben zum Beispiel Furcht vor Katastrophen ohne besonderen erkennbaren Grund ("Meinem Kind oder Partner könnte etwas Schlimmes zustoßen!"). Oft ist die Angststörung von Schlafstörungen begleitet.

4.2. Die Panikattacke oder Panikstörung

Die Panikstörung ist gekennzeichnet von plötzlich auftretenden Episoden massiver, panikartiger Angstgefühle. Innerhalb weniger Minuten erreicht die Angst ihren Höhepunkt. Der Betroffene glaubt aufgrund der extremen körperlichen Reaktionen sterben zu müssen.

Herzklopfen, Schmerzen in der Brust, Erstickungsgefühle und Schwindelanfälle nehmen ein nicht gekanntes Ausmaß an. Die Panikattacke hält meist einige Minuten an, kann in einigen Fällen aber auch Stunden dauern.

Wenn es immer wieder zu unerwarteten, nicht durch äußere Umstände ausgelösten Panikattacken kommt, spricht man von einer Panikstörung.

4.3. Die Agoraphobie

Die "Agoraphobie" besteht vor allem aus der Angst, in eine Situation geraten zu können, aus der eine Flucht unmöglich scheint. Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln, Schlangestehen im Supermarkt, Theater- oder Kinobesuche oder Teil einer größeren Menschenmenge zu sein, sind Situationen, in denen sich der betroffene Mensch vollkommen überfordert, hilflos und ausgeliefert fühlt.

Eine der schlimmsten Befürchtungen ist es, in aller Öffentlichkeit die Kontrolle zu verlieren, in Ohnmacht zu fallen und hilflos zu sein. Dieses konsequente Meiden angstbesetzter Situationen kann zu einem vollständigen Rückzug in die eigene Wohnung und zu einem Abbruch aller sozialen Beziehungen führen.

4.4. Die soziale Phobie

Bei der sozialen Phobie haben die Betroffenen vor allem Angst davor, kritisiert oder lächerlich gemacht zu werden, sich zu blamieren oder im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Daher beziehen sich die Ängste auf alle Bereiche des Alltags, in denen man mit Menschen zusammenkommt: auf gesellschaftliche Anlässe wie Feste oder Unternehmungen mit Freunden, auf das Berufsleben (vor Kollegen telefonieren, mit Vorgesetzten oder Kollegen sprechen, gemeinsam in der Kantine essen) und auf den täglichen Kontakt in der Öffentlichkeit.

Zu den typischen Angstsymptomen kommen Befürchtungen, man könne sich in Gegenwart anderer blamieren, rot werden, ein Piepsstimmchen bekommen oder etwas sehr Peinliches tun. Der Kontakt mit anderen Menschen wird auf das Nötigste reduziert und da, wo er unausweichlich ist, als ungeheuer belastend empfunden.

4.5. Die spezifische Phobie

Spinnen, Hunde, Schlangen oder auch Gewitter, Höhen oder enge Räume können bei Menschen, die an einer spezifischen Phobie leiden, übermäßig starke Angstreaktionen und Vermeidungsverhalten hervorrufen.

Eine spezifische Phobie ist immer auf konkrete Situationen, Gegenstände oder Objekte ausgerichtet. Es gibt Situationsphobien, wie z. B. die Angst vor tiefen Abgründen oder dem Schwimmen in tiefen Gewässern, die bekannten Tierphobien, Umweltphobien (z. B. die Angst vor Unwetter oder Umweltgiften) oder Blut-, Spritzen- und Infektionsphobien.

5. Wie kann ich meine Angst bewältigen?

Von der Selbsthilfe bis zu psychotherapeutischen und medikamentösen Verfahren stehen unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Welche Therapie im Einzelfall angewendet werden sollte, hängt u. a. von der Dauer und der Ausprägung der Erkrankung und den Vorbehandlungen ab. Wichtig ist aber: Auch die besten Behandlungsmethoden werden nur dann wirklich anschlagen, wenn die Betroffenen dabei mithelfen!

Wichtig ist auch: Suchen Sie sich frühzeitig Hilfe!

Sprechen Sie mit einem guten Freund oder einer Freundin und bitten Sie um Unterstützung – zum Beispiel bei der Suche nach einem/einer geeigneten Psychotherapeut:in. Warten Sie nicht damit. Je früher Sie mit einer Behandlung beginnen oder mit dem Besuch in einer Selbsthilfegruppe, desto einfacher ist es oft, die Erkrankung in den Griff zu bekommen.

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